Neu und richtig gut, der Silent Angel Z1C. Kein Wunder, dass die LowBeats sich den Musik-Server genau zur Brust genommen hat. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre:
„Silent Angel hat sich in den vergangenen Jahren zu einem meiner Lieblinge gemausert, wenn es um ausgefeilte digitale Musikzulieferung mit High-End-Anspruch zum fairen Preis geht. Allerdings anders als Marken wie eversolo, Rose oder FiiO, denn Silent Angel zielt weniger auf Komfort- und Lifestyle-Merkmale wie Touch-Displays und super umfangreiche App-Steuerung ab. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen auf technische Wege zur Optimierung der digitalen Signalverarbeitung. Insbesondere mit seinen Musik-Servern – hauptsächlich, aber nicht nur für Roon – hat sich Silent Angel auf diesem Weg einen Namen unter Kennern gemacht.
In diesem Test betrachten wir gleich drei neue Silent-Angel-Lösungen (in vier Komponenten), die alle mehr oder weniger in Größe und Design des Apple Mac Studio daherkommen:
- Bonn N8 Pro EU Netzwerk Switch: 1.199 Euro
- Rhein Z1C Musikserver: 1.699 Euro
- Zwei Genesis GC Word Clocks, einmal mit 10 MHz und einmal mit 25 MHz: je 1.699 Euro
Darüber hinaus bietet der Hersteller in dieser Serie noch zwei Komponenten zur Stromoptimierung an. Um den Forrester FPC Stromfilter (1.999 Euro) und das Forrester FGC Erdungsmodul (2.599 Euro) kümmert sich zu einem späteren Zeitpunkt LowBeats Chefredakteur Holger Biermann.
Neben der Silent-Angel-Hardware hat uns der deutsche Vertrieb IADauch noch ein interessantes Netzwerkkabel des japanischen Spezialisten AIM in zwei Längen mitgeschickt. Das AIM NA2 steht mit seinem Preis von 159 Euro pro Meter im Wettbewerb mit Konkurrenten wie Furutech und QED.
Der Test erwies sich als echte Herausforderung, denn es galt nicht nur drei Komponenten auf einmal zu evaluieren, sondern auch gewisse technische Eigenschaften zu beurteilen, die nicht immer leicht einzuordnen sind. Aber der Reihe nach…
Das Design der neuen Silent-Angel-Serie
Alle Komponenten der brandneuen Silent-Angel-Modellreihe kommen in einem Gehäuse, das an aktuelle Apple Computer wie den Mac Studio und Mac mini erinnert. Das war auch schon bei den Roon-Servern Rhein Z1 und Z1 Plus der Fall, die aber abweichend von Apples „cleanem“ Look über gefräste Querrillen in den massiven Gehäusen verfügten. Die Geräte der neuen Serie haben allesamt glatte Oberflächen, was ordentlich CNC-Maschinenzeit und somit Kosten spart.
Erst beim Aufbau der Komponenten im Hörraum fiel mir eine Besonderheit im Design auf. Genauer gesagt beim Stapeln der Geräte. Scheinbar wichen diese alle ein wenig in der Größe voneinander ab. Ungenaue Fertigung? Das ist bei Gehäusen wie diesen, die per 5-Achsen CNC-Maschinen aus dem Vollen gefräst werden, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Des Rätsels Lösung: Die Gehäuse sind im unteren Bereich genau vier Millimeter größer als an der Oberseite. Breite und Tiefe oben betragen 196 mm, an der Unterseite hingegen 200 x 200 mm. Die Form entspricht ganz dezent einem dreidimensionalem Trapez. Optisch fällt das wegen der geringen Unterschiede, und weil man fast immer in einem gewissen Winkel von oben auf die Geräte blickt, so gut wie gar nicht auf. Ein interessanter Ansatz. Zum Stapeln eignet sich das nicht, aber dafür sind diese Komponenten auch nicht gedacht.
Hier noch der direkte Vergleicht mit dem Apple Mac Studio. Richtig herum übereinandergestellt, ist das Gehäuse des Silent Angel etwas breiter und tiefer. Umgedreht auf den Mac gelegt sind Breite und Tiefe gleich. Aber die Kantenradien sind etwas anders. Und bei der Wandstärke liegen die Silent Angel Komponenten ganz klar vor dem Mac. Kann also keiner sagen, es wäre eine 1:1-Kopie.
Alle vier Komponenten sind mit externen Netzteilen vom Typ „Teppichbrikett“ ausgestattet. Das spart Kosten und die Stromklötze können in ausreichender Distanz zur empfindlichen Elektronik aufgestellt werden, um Einstreuungen zu vermeiden. Perfektionisten eröffnet dies die Möglichkeit für weiteres Tuning mit hochwertigeren Netzteilen.
Silent Angel Z1C, Bonn N8 Pro EU, Genesis GC Word Clock: Vorstellung der Komponenten im Einzelnen
Switch und Taktgeber
Der Netzwerk-Switch Bonn N8 Pro EU ist relativ vertrauteres Terrain für mich. In der Vergangenheit hat sich bei diversen Tests gezeigt, dass ein sorgfältig konstruierter, sauber abgeschirmter, mit hochpräzisen Bauteilen bestückter Switch nicht unerheblichen Einfluss auf den Klang von LAN-fähigen Streamingkomponenten haben kann. Wie gut das geht, hat Silent Angel selbst schon mit den hier getesteten Bonn NX und Genesis GX bewiesen. Bitte gerne auch diesen Test lesen, weil er ergänzende Informationen enthält. Der Bonn N8 Pro EU und die Clock Genesis GC mit 25 MHz sind nämlich so etwas wie die kleinen Brüder dieser beiden.
Der Switch N8 ist mit acht Gigabit LAN-Ports ausgestattet und verfügt über besagten Clock-Anschluss. Hier ist Obacht geboten. Der Bonn N8 Pro EU verlangt nach der 25-MHz-Variante der Clock. Der Server Rhein Z1C, zu dem ich gleich komme, will hingegen mit einer 10-MHz-Clock verbunden werden. Das ist sehr verwirrend und die Logik dahinter erschließt sich mir nicht ganz. So hatte mir Ethan Wang (Vice President Silent Angel) beim früheren Test des Rhein Z1 Plus einmal erklärt, dass es für unterschiedliche Gerätearten sinnvoll wäre, diese Unterscheidung zwischen 10 und 25 MHz zu machen. Der Z1 Plus will eine 25 MHz Clock, der neue Z1C hingegen eine mit 10 MHz. Warum? Beim Switch können sowohl das Topmodell als auch der N8 EU mit einer externen 25-MHz-Clock gespeist werden, was nachvollziehbar im Test des Genesis GX begründet wurde. Aber beim Server steht die Frage im Raum, warum der mal mit 25 und mal mit 10 MHz extern getaktet wird.
Lassen wir das erst mal so stehen. Fakt ist: Wer den Server Z1C mit einer externen Clock aufwerten will, greift zur 10-MHz-Variante und für den Switch zur 25-MHz-Version. Beide kosten jeweils 1.699 Euro.
Davon abgesehen ist am Switch nicht viel zu erklären. Einfach die LAN-Kabel anschließen, mit dem jeweiligen Endgerät verbinden und fertig. Kleine Kritik: Die separaten und durchaus recht dezent ausfallenden Traffic-LEDs, die permanent flackern, auch wenn keine Musik gespielt wird, lassen sich leider nicht wie beim großen Genesis GX abschalten.
Die Musikzentrale
Er ist so etwas wie das Herz des kompletten Silent-Angel-Systems. Der Musikserver Rhein Z1C ist eine günstigere Variante des Topmodells Z1 Plus. Die Unterschiede liegen im Materialaufwand, der Prozessorbestückung und, wie erwähnt, beim Clock-Anschluss. Für annähernd den halben Preis des Z1 Plus macht der Z1C ansonsten genau dasselbe. Er ist vor allem ein (fast) Plug&Play Roon-Server, kann über die zugehörige VitOS Manager App aber auch kinderleicht für andere Serverdienste konfiguriert werden. Per VitOS Orbiter App wird der Z1C auch selbst zu einem Streaming-Player. Die vielen Vorteile dieser Lösung hatte ich in den Tests der vorherigen Geräte ausführlich beschrieben.
Praxis – Mögen die Kabelspiele beginnen
Dass Silent Angel mit seinen Komponenten eher nichts für Laien ist und auch keine Nutzer anspricht, die auf Komplettlösungen stehen, bei denen sich alles wie von selbst erklärt, zeigt schon das folgende Foto vom Testaufbau, der auch die Power Conditioner umfasst, die wir zu einem späteren Zeitpunkt separat behandeln werden.
Insgesamt sechs Stromkabel, vier Klotznetzteile mit DC-Leitungen, plus Erdungskabel, plus Clock-Link, plus LAN-Kabel und in diesem Setup auch noch ein USB-Kabel zum DAC machen klar: Das ist keine minimalistische Lösung mit hohem Women-Acceptance-Faktor. Bekennende HiFi-Nerds, die viele Möglichkeiten zur Detailoptimierung zu schätzen wissen, sind eher die Zielgruppe.
Bei aller Komplexität: Das gesamte Silent-Angel-Sextett ist ziemlich einfach einzurichten, höchst Energieeffizient und verbraucht im Betrieb mit allen gezeigten Komponenten weniger als 15 Watt. Deswegen ist es auch geräuschlos, denn bei dem Energiebedarf sind aktive Lüfter natürlich kein Thema.
Mit Ausnahme des Z1C gibt es im Alltag nichts an den Geräten zu bedienen. Außer vielleicht, um mit den verschiedenen Frequenzen der Power-Devices zu experimentieren. Einzig der Z1C als Server braucht je nach Konfiguration und Nutzung Benutzer-Input. Als Roon-Server konfiguriert, geht das über die Roon App. Oder man entscheidet sich für eine der anderen Server-Anwendungen, wie beispielsweise die hauseigene Orbiter App, die im Vergleich zu vielen anderen modernen Streaming-Apps aber recht rudimentär ausfällt. Roon ist nach wie vor der Königsweg. Im Test habe ich jedoch auch den Weg über die Orbiter App und Ausgabe per USB an einen DAC ausprobiert.
Hörtest – Alles im Einklang?
Aufgrund der zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten und Beeinflussung durch die Wahl der Kabel habe ich mich dafür entschieden, nur mitgelieferte Netzkabel, Clock-Leitungen und das zur Verfügung gestellte AIM Netzwerkkabel ab dem Switch zu benutzen. Als USB-Kabel kam das Furutech GT2 NCF zum Einsatz. Als Vorstufe diente die Moon 791, die an der Endstufe 761hing, welche die Börresen 02 SEE Lautsprecher befeuerte. Hier blieb es bei meinen üblicherweise benutzten Kabeln. Unter anderem dem Siltech Classic Legend 880i XLR zwischen Vor- und Endstufe.
Die Frage war auch, wie ich den Einfluss der einzelnen Silent-Angel-Komponenten auf die Gesamtperformance einordnen könnte, ohne dafür viele Wochen in Einzeltests zu benötigen. Daher habe ich das System nur in „Gruppen“ untersucht. Dazu gehörte, wie sich der Switch mit und ohne Clock verhält und wie der Server im Gesamtkontext dasteht. Und abschließend natürlich noch, ob das System im Ganzen überzeugen kann. Das war schon ein ordentlicher Aufwand. Die zusammengefassten Ergebnisse lauten wie folgt:
Server Rhein Z1C (und Clock)
Wie nicht anders zu erwarten, schlägt sich der kleine Bruder des Rhein Z1 / Plus klanglich auf einem sehr ähnlichen Niveau. Abstriche sind praktisch nicht zu machen, nur die Performance bei der Musikverwaltung ist etwas gemächlicher. Hier wie dort profitieren die hervorragenden Silent Angel Server noch mal hörbar durch den Einsatz einer passenden externen Clock, auch wenn das keine Welten ausmacht. Das Klangbild wird damit noch etwas offener, die Detailabbildung feiner und Transienten werden noch eine Spur realistischer wiedergegeben. Die zusätzliche Clock erscheint auf jeden Fall als sinnvolle Investition für Perfektionisten. Und das sind bestimmt viele, die über ein derartiges System nachdenken.
Bonn N8 Pro EU (und Clock)
Der Switch Bonn N8 musste gegen meine Arbeitsreferenz S100 von Melco (jetzt DELA) und gegen den Preiskracher OMNI LAN von Silent Power (iFi Audio) antreten. Auch wenn der S100 so nicht mehr produziert wird, ist er mir doch nach wie vor ein wichtiger Helfer. Abgesehen von den Ausstattungsunterschieden, wie abschaltbaren Traffic-LEDs und optischen SFP-Ports beim S100, bewegt sich der Bonn N8 auf einem ähnlichen Niveau beim Klang. Das heißt, im Vergleich zu einem Standard-08/15-Switch spielen die nachgeschalteten Komponenten mit dem N8 in praktisch jeder Hinsicht überzeugender auf.
Mit zugeschalteter Clock kann sich der Bonn N8 noch mal leicht vom Melco absetzen, der allein auf seinen internen Taktgeber angewiesen ist. Die Auswirkungen auf den Klang ähneln denen bei der Clock-Ergänzung am Server Z1C. Wieder tut sich zwischen den Instrumenten etwas mehr Luft auf und das Geschehen wirkt insgesamt befreiter. Und zwar in einem Maße, dass die Kosten für die Zusatzanschaffung der Clock für audiophile Ansprüche eine ernsthafte Überlegung wert sind.
Der deutlich günstigere OMNI LAN schlägt sich in diesem Vergleich beachtlich gut. Auch er sorgt gegenüber Standard-Computer-Switches für deutlich mehr Ruhe und Ordnung im Klanggeschehen. Und das ungefähr auf demselben Niveau wie der Melco, aber nicht auf Augenhöhe mit der Silent-Angel-Kombi samt Clock. Interessanterweise hat der OMNI LAN auch einen 10 MHz Clock-Eingang. Daran habe ich testweise die Silent Angel Clock angeschlossen, doch hiermit konnte ich keine nennenswerte Klangsteigerung feststellen.
AIM LAN-Kabel NA2
Eines der zum Test mitgelieferten LAN-Kabel von AIM Audio habe ich unabhängig von den Silent Angel Komponenten in meiner Desktop-Konfiguration gegen das etwas teurere und bewährte Furutech LAN 8 NCF gehört. Ergebnis: Nach einigen Tagen mit jeweils mehreren Wechseln blieb das AIM-Kabel am eversolo DMP-A10 angeschlossen. Die Unterschiede sind nicht riesig. Aber bei längerem Hören gefiel mir das AIM (übrigens ein Kabel nach CAT-7-Spezifikation) einen Hauch lebendiger und dynamischer als das Furutech. Zusammen mit dem etwas günstigeren Preis ergibt das einen klaren Testsieg für das AIM.
Das AIM hat zwar keinen Gewebemantel wie das Furutech, ist aber dennoch ausgezeichnet verarbeitet, mit guten Steckern versehen und sehr angenehm in der Handhabung (Flexibilität, Haptik, etc.). AIM Audio bietet noch deutlich aufwändigere LAN-Kabel an, sowie USB- und HDMI-Kabel.
Fazit Silent Angel Z1C, Bonn N8 Pro EU, Genesis GC Word Clock
Für die vier Komponenten von Silent Angel fällt das Urteil positiv aus. Mit dem Musikserver Rhein Z1C kann man nichts falsch machen. Er ist nicht nur ausgezeichnet für Roon geeignet, sondern kann auch andere Serveranwendungen komfortabel zur Verfügung stellen. Die Zuverlässigkeit der Rhein-Server macht die Empfehlung umso leichter.
Die Aufrüstung des Servers mit einer Genesis GC Word Clock 10 MHz ist für all diejenigen eine ernsthafte Überlegung wert, die nach dem letzten Schliff streben. Ist das Budget vorhanden, dann am besten die Clocks gleich mitkaufen.
Beim Switch Bonn N8 Pro EU sieht es ähnlich aus. Der Netzwerkverteiler ist für sich genommen schon ein ausgezeichnetes Upgrade für die Anlage, kann er sich doch gegen den etwa 2.000 Euro teuren Melco S100 gut behaupten. Und auch hier sollte die Anschaffung einer zusätzlichen Clock in Betracht gezogen werden. Gerne später als Nachrüstung, denn es bringt was und ist eine schöne Aufrüst-Option.
Hier geht es zum Original mit weiteren Fotos: https://www.lowbeats.de/test-silent-angel-silent-angel-z1c-neuer-server-plus-clock-und-switch-auf-dem-pruefstand/?fbclid=IwY2xjawM0xrtleHRuA2FlbQIxMABicmlkETBYeXpHbEFFQVZVemZPOFNCAR4lN0csxPuIBiJ_sEZ4VcobK3IrdKEd83LbrM_XBGDkl7cbRD-MwbVkeEELXQ_aem_YWR-4BKZrHE75bHVSMjMYg
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