„In aller Kürze:
Der Lumin D3 ist ein ganz auf das Musikerlebnis fokussierter Streamer/DAC aus bestem Hause, ohne Schnickschnack, technisch klar und wertig, klanglich ganz vorn mit dabei.“
„Wer beim Streaming-Part seiner Anlage nicht nur Technik und Klang im Visier hat, sondern auch auf gutes Design, Provenienz und einen gewissen Stil Wert legt, der landet unweigerlich bei Lumin. Der Digitalspezialist aus Hongkong schneidert seinen D/A-Wandlern und Streamern die elegantesten Aluminiumkleider auf den Leib. Die flachen Gehäuse mit der streng gezirkelten Front und dem mittigen Display-Schlitz haben maximalen Wiedererkennungswert und vermitteln, da aus dem vollen Alublock gefräst, eine immense Wertigkeit.
Dass Lumin beim kleinsten seiner drei Streamer/DACs namens D3 zumindest den feinen Rotstift ansetzt – schade, aber besser am Gehäuse gespart als an der Technik. Und schick ist ja auch der Einsteiger-Lumin geworden. Das nunmehr leichte und quaderförmige Alukleid birgt einen Technik-Kern, der dem der großen Vorbilder erstaunlich ähnelt. Kurz zur Einordnung: Der D3 ist Teil einer dreiköpfigen Familie. Die übrigen Mitglieder tragen die Namen T3 und X1 und Preisschilder mit rund dem Doppelten bzw. Fünffachen der 2590 Euro, die für den D3 aufgerufen werden. Ein preislich zwischen T3 und X1 positionierter P1 fällt trotz Ähnlichkeiten aus der Reihe, analoge Eingänge und HDMI-Schnittstellen machen ihn zu einer vollwertigen Vorstufe. Und er hat einen Digitaleingang (USB). Dazu gleich noch mehr.
Der Generationswechsel vom Vorgänger D2 zum D3 bedeutet auch einen Wechsel des DAC-Typs. Steckten im D2 noch Chips von Wolfson, findet sich im D3 ein Sabre ES9028PRO vom kalifornischen Spezialisten ESS. Der gleiche DAC wandelt auch im größeren Lumin T3, dort allerdings als Zweiergespann. Das Topmodell X1 schmückt sich mit dem „großen“ ESS-DAC ES9038PRO, ebenfalls im Doppelpack.
Beim Blick unter den Deckel erkennt auch der Laie, wie Lumin das Konzept skaliert. Nicht anders als im T3 und X1 sind auch beim D3 auf einer Hauptplatine, die drei Viertel der Gehäusefläche einnimmt (das vierte Viertel ist dem Schaltnetzteil vorbehalten), alle analogen und digitalen Baugruppen versammelt. Der Audio-Signalpfad ist vollständig symmetrisch aufgebaut. Eine kleine Extraplatine fürs Streaming sitzt huckepack auf dem Mainboard. Sie ist identisch mit der im doppelt so teuren T3. Die Neuentwicklung mit mehr Rechenkraft soll den Streamer für anspruchsvolle Software-Updates und neue Funktionen fit machen.
An der Front des D3 leuchtet das gleiche schmale Display blau in den Hörraum wie bei allen anderen Lumin-Streamern. Neben der Information über den aktuellen Titel zeigt ein Kreissegment die verbleibende Spieldauer an. Ich werde dieses clevere Feature vermissen, wenn mein gänzlich displayloser Innuos wieder das Streaming übernimmt. Ein kleines Design-Manko gibt es allerdings.
Der Deckel des D3 überragt das Anschlussfeld und verdeckt so effektiv den Strippensalat in seinem Rücken. Gut so! Beim X1, mit dem ich 2020 das Vergnügen hatte, drehte ein kluger Entwickler die symmetrischen XLR-Anschlüsse um 180 Grad, sodass die üblicherweise oben liegende Arretierung nach unten wies und auf die Weise auch für Erwachsenenhände zugänglich war. Beim D3 war das aufgrund des Platinen-Layouts jedoch nicht möglich. Ich formuliere es mal so: Notorische Kabelvergleicher werden mit den Cinch-Anschlüssen mehr Spaß an ihrem Hobby haben.
Der D3 bietet weder WiFi noch Bluetooth und muss per Kabel ins Netzwerk integriert werden. Das digitale Musiksignal wird an einer BNC-Buchse zur optionalen externen Wandlung bereitgestellt, der D3 agiert dann als reine Bridge. Wer nun schlussfolgert, dass da entsprechend auch ein Digitaleingang sein müsste, um etwa einem CD-Player Zugang zum feinen DAC zu gewähren, der wird enttäuscht. Die zwei USB-A-Buchsen dienen lediglich dem Anschluss von Speichermedien.
Er streamt, er wandelt – und er kann eine Endstufe direkt ansteuern. Das analoge Ausgangssignal des D3 lässt sich regeln, und das nicht irgendwie, sondern digital mithilfe der Algorithmen von „Leedh Processing“. Die dahinterstehende Technologie basiert auf der Arbeit von Schweizer Entwicklern, die beschlossen, der digitalen Pegelregelung den eigentlich unvermeidlichen Informationsverlust auszutreiben. Geht man nach den illustren High-End-Marken, die Leedh Processing in ihre teils satt fünfstellig bepreisten Geräte implementiert haben, wurde das Ziel erreicht. Am Gerät lässt sich die Lautstärke nicht regeln. Für uns aber kein Problem, da wir den Streamer ohnehin über die vorzügliche Lumin-App steuerten. Falls gewünscht, bietet der Hersteller aber auch eine optionale IR-Fernbedienung an.
Für die App muss man den Hersteller uneingeschränkt loben: Sie ist übersichtlich, läuft stabil und hat großen Anteil an der erstaunlichen Langlebigkeit der Streamer. Über sie bekommt man außerdem Zugang zu einem echten Highlight: den vielfältigen Resampling-Optionen. Warum Re- und nicht Upsampling? Weil der Lumin beides kann. Das Hochrechnen von Samplingfrequenzen für eine klanglich vorteilhafte Belieferung von HD-Wandlern ist bekannt. Das Herunterrechnen von hochaufgelöstem Material kann der Kompatibilität mit älteren DACs dienen. So oder so, hier steht eine Spielwiese bereit, auf der nach Herzenslust die optimalen Parameter für die Lieblingsmusik ausgetüftelt werden dürfen. Die App unterstützt nativ alle großen Streamingdienste inklusive der neuen HD-Lieferanten. Der verantwortliche Software-Entwickler Peter Lie ist auf zahlreichen Foren aktiv, beantwortet fleißig Fragen und nimmt Anregungen der Nutzergemeinde an. Ich habe den D3 als langjähriger Roon-User über diese Oberfläche bedient, die mir besser liegt als die auf Wiedergabelisten basierende Lumin-App. Bis vor kurzem wäre das eine reine Geschmackssache gewesen. Doch mit der Generation 3 führte Lumin einen kleinen Pluspunkt für Roon-Nutzer ein: Der „Roon Exklusiv-Modus“ (den man via App aktivieren muss) deaktiviert unnötige Systemdienste und verbessert auch die Klangperformance.
Der D3 ist ein Streamer/DAC, und so wurde er in meine Anlage integriert. Die Vorverstärkung übernahm mein Silvercore-Pre, weil ich mich mit Software-Reglern nicht anfreunden mag. Die Verkabelung erfolgte symmetrisch. Die Zugangsdaten von Qobuz waren im Handumdrehen eingetragen, der Kontakt zum Roon-Core Innuos Zenith Mk III hergestellt – und los!
Der kleine Lumin hat Power. Sein Klangbild nimmt den Hörer sofort mit, es ist rhythmisch auf den Punkt, farbsatt, konturiert und hat Substanz. Wo als spontane Reaktion bei anderen digitalen Zuspielern „atmende“ Räume oder holografisch nachgezeichnete Bühnen in den Sinn kamen, ist es beim kleinen Lumin seine körperhafte, dichte Darstellung, die mitreißend nach vorn spielt und vom ersten Ton an Spaß macht. Was nicht bedeutet, dass er es an Atmosphäre oder Auflösung mangeln ließe – beides steht nur nicht im Mittelpunkt. Man könnte dem D3 durchaus einen besonders angenehmen, ganzheitlichen Umgang mit dem Hochton attestieren.
Den direkten Vergleich mit meinem D/A-Wandler Aqua La Voce S3 entscheidet der Lumin mit ebendiesem Punch für sich. Das ist mehr als ein Achtungserfolg. Schließlich haben wir es bei dem italienischen DAC doch mit einem aufwendig gebauten R2R-Wandler zu tun, versorgt von gleich zwei auf Ringkerntrafos basierenden Linearnetzteilen, wohingegen der Lumin an einem Schaltnetzteil hängt. Gut, nach intensiverem Hören kann der Aqua mit seiner ureigenen Eleganz und Offenheit wieder aufholen. Aber die Spaßmaschine bleibt der D3. Ich vermute den Hauptanteil für die klangliche Leistung beim neuen ESS-Wandler. Und tatsächlich ändert sich nichts an den Charakterunterschieden zwischen beiden Geräten, wenn der Aqua per allerfeinstem BNC-Kabel direkt an den Lumin angeschlossen wird. Umso mehr schmerzt nun die Abwesenheit eines Digitaleingangs am D3.
Der Lumin bekommt in einer anderen Anlage Gelegenheit, sich als Upgrade für ambitionierte Audiophile zu bewähren. Hier steht ihm ein Innuos Zen Mini zur Seite, als Wandler fungiert ein Naim DAC-V1 von 2013. Nach zehn Minuten Aufwärmzeit steht das Resultat fest. Wieder sind es die Farben, die Intensität und der Druck, mit denen der Lumin dem schönen, inzwischen aber in die Jahre gekommenen Naim zeigt, wo heutzutage der Hammer hängt. Wobei dessen Eigner eben den zurückhaltenderen Sound seines liebgewordenen Wandlers nicht als objektive klangliche Unterlegenheit verstanden haben möchte. Was uns zu einem spannenden Seitenthema führen könnte: Klangsignaturen von Wandlerchips und die Frage, ob es den einen Wandler für alle geben kann oder man sich doch für einen Weg entscheiden muss. Ich tippe ja auf Letzteres.
Lumins D3 vereint in seinem unauffälligen Gehäuse mit Streamer, DAC und der verlustfreien Lautstärkeregelung drei Komponenten auf Spitzenniveau. Puristen schließen ein Paar Aktivboxen an und erhalten eine Anlage, die Boliden das Fürchten lehren kann. Vernünftige Normalos ergreifen die Gelegenheit, ihre Geräteanzahl zu reduzieren und ersetzen Wandler und Streamer mit einer Kombi-Komponente, die auch für einen deftigen Aufpreis mit Einzelgeräten so schnell nicht zu toppen sein dürfte. Die neueste Version des Einstiegsangebots von Lumin ist ein Volltreffer!“
Hier geht´s zum Original Beitrag: https://www.fidelity-online.de/lumin-d3/?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR13NSPvwMyDy0qH9Xu3-Jhx17xET9ItXDKaej0g_z2FYIaAVEg_mgfGUHo_aem_AfezBLJZrzTHEFi31bwGuF_K3DBAk8_hILWSzGJs8_s-VJ8NwrwgADp-y77jbZQfK0FuJvdwEUqYc4IUSAul7EqC
Der D3 auf den deutschen Lumin Seiten: https://www.lumin-deutschland.de/produkte/netzwerkplayer/d3
Der Lumin D3 im Shop: https://www.audiolust.de/elektronik/streaming/lumin/7764/lumin-d3?c=0