Wir wollen Euch ja nicht langweilen indem wir immer mal wieder einen Super Linton Test veröffentlichen, aber natürlich freuen wir uns darüber, dass viele Fachmagazine die Super Linton hören und testen wollen. Die Begeisterung findet kein Ende und auch Simon Mendel von LIKE HIFI findet lobende Worte für den Überflieger unter den Retro Lautsprechern:
„Test: Wharfedale Super Linton – Standlautsprecher im Retro-Design
Retrolautsprecher sind einfach immer wieder faszinierend. Sie vereinen über Jahrzehnte bewährte Lautsprecherkonzepte, unverkennbar zeitlos-klassische Formsprachen und romantischen Retroklang. Das sind Faktoren, die uns bei neuen Lautsprechern, die älteren Modellen gleichen, besonders in den Bann ziehen.
Wenn diese Lautsprecher dann neben Altbewährtem auch noch moderne, technisch optimierte Funktionsweisen inkorporieren und so ein zeitgemäßes Klangerlebnis jenseits des Gimmicks schaffen, wird es besonders spannend. Genau solch ein Lautsprecher, der vom Vergangenen inspiriert, jedoch nicht in der Zeit stecken geblieben scheint, ist der Super Linton von Wharfedale. Er ist Teil der Heritage-Serie des britischen Herstellers und das Ergebnis intensiver Weiterentwicklung.
Von Linton zur Super Linton
Im Jahre 2019 legte Wharfedale seinen Klassiker-Lautsprecher Linton als 85th Anniversary Edition neu auf. Dieser kompakte Lautsprecher, der dank der passenden Standfüße auch im Handumdrehen zum echten Standlautsprecher wird, ist nicht nur im unverkennbar schicken Retro-Stil gefertigt, sondern übersetzte die Klangästhetik und Technologie der Vergangenheit effektiv ins Heute.
Nun bekommt die Wharfedale Heritage-Serie superben Zuwachs. Der Super Linton orientiert sich am eben besprochenen Linton 85. Jedoch wurde jeder Aspekt überdacht und verfeinert. Das Ergebnis ist ein Lautsprecher, der äußerlich retro, innerlich aber top-modern ist. Tatsächlich bekamen wir zu unserem Paar Super Linton auch die regulären Version der Wharfedale Linton zugeschickt. Dadurch hatten wir in unserem Hörtest die Möglichkeit, beide Varianten genau auf ihre klanglichen Unterschiede zu untersuchen – umso gespannter starten wir nun den folgenden Test.
Design
Auf den ersten Blick mag man ihn für einen Regallautsprecher halten, doch mit seinen Abmaßen (Höhe 60 cm, Breite 30 cm, Tiefe 35 cm) wird es schwer, den Super Linton im Regal zu verstauen.
Wenn man die für 399 Euro optional erhältlichen Linton-Ständer verwendet, wird er ohnehin zu einem waschechten Standlautsprecher und wächst auf eine Höhe von knapp über einem Meter an. Die erwähnten Ständer sind nicht nur fein verarbeitet und sehen schick aus, sie haben auch ordentlich Gewicht und im Übrigen eine praktische Ablagefläche für Schallplatten direkt im Fuß. Das spart Platz und freut den Vinylfreund. Das Ensemble aus Super Linton und Ständer (übrigens die gleichen Stands, wie für die reguläre Linton) kann sich sehen lassen. Beide ergänzen sich sehr stimmig.
Das Gehäuse der Super Linton besteht aus zweischichtigen MDF und ist mit Holz verziert, wodurch der Lautsprecher wirklich sehr hochwertig aussieht. Die Verarbeitung ist superb und die Materialauswahl verleiht dem Super Linton ein klassisches HiFi-Gefühl.
Die Front zieren die drei Treiber des Lautsprechers. Der Super Linton ist ein Drei-Wege-System, hat also einen Tief-, Mittel- und Hochtöner. Eine solche Konfiguration wird häufig gewählt, um die Wiedergabe der Mitten, in welchen ein großer Teil der menschlichen Stimme liegt, möglichst sauber und geschmeidig darzustellen. Drei-Wege-Lautsprecher zeichnen sich oft durch ihre sehr direkte Abbildung von Gesang und Sprache ab.
Neue Treiber
Die Konustreiber des Super Linton, also Tief- und Mittentöner, nutzen eine Membran aus Kevlar. Dies ist eine extrem feste Synthetikfaser, weshalb sie zum Beispiel auch bei kugelsicheren Westen genutzt wird. In unserem Hörraum wird zum Glück nicht scharf geschossen – höchstens, wenn die Kickdrum-Gewitter aus den Lautsprechern knallen. Der Basstreiber wurde komplett neu entwickelt und setzt auf einen leistungsstärkeren Motor. Der Tieftöner misst acht Zoll, während der dezidierte Mitteltöner auf fünf kommt.
Für die hohen Frequenzen ab 2,5 kHz ist eine ein Zoll große Gewebekalotte mit Keramikmagneten zuständig. Das optimierte Hornprofil und die ebenfalls neu designte Frontplatte versprechen eine gleichmäßige Verteilung der hohen Frequenzen. Und wo wir bei Optimierungen sind: auch die Frequenzweiche wurde neu designt. Insgesamt bildet der Super Linton den Frequenzbereich von 39 Hz bis 20 kHz ab, mit einer Messtoleranz von +/-3 dB. Wharfedale gibt zudem an, dass bei einer Toleranz von +/-6 dB, der Lautsprecher bis 32 Hz herunter reicht.
Blick ins Innenleben
Ausschlaggebend für ein solchen Frequenzbereich ist, neben den Bassreflex-Öffnungen auf der Rückseite, das Gehäusevolumen. Doch während ein großer Resonanzkörper ordentlich Tiefgang mitbringt, gibt es gleichzeitig auch unschöne Resonanzen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat Wharfedale das Innere des Lautsprechers intensiv optimiert.
So ist er im Inneren oben abgerundet, was Eigenresonanzen und stehende Wellen minimiert. Zudem sitzt der Mitteltöner in seiner eigenen, zylinderförmigen Kammer. Damit ist er von den anderen Treibern isoliert. Weiterhin trennt dieses Subgehäuse auch den Hoch- vom Tieftöner. Es steckt also viel Aufwand im Design des Gehäuseinneren. Wharfedale-Chefentwickler Peter Comeau weiß eben, dass ein guter Lautsprecher das Ergebnis eines durch und durch guten Designs ist – da kann man keinen Aspekt unbeachtet lassen.
Rückseite
Die Rückseite des Wharfedale Super Linton ist recht minimalistisch gehalten. Neben den zwei großen Bassreflex-Öffnungen, finden wir hier noch eine große, goldene Plakette mit Firmennamen und Produktbezeichnung und zwei Lautsprecherklemmen. Letztere sind von höchster Qualität und unsere Lautsprecherkabel sitzen fest und sicher.
Wo wir schon beim Thema Anschlüsse sind: wir testen den Lautsprecher mit verschiedenen Verstärkern und bleiben auf der Insel. Namentlich sind dies der Arcam Radia A25 und der Cambridge Audio EXA100. Diese bespielen wir per Streamer und Schallplattenspieler.
Tipps zur Aufstellung
Bevor wir unseren Klangtest starten können, müssen wir das Lautsprecherpaar erst einmal in seine optimale Position bringen. Hier gilt wie immer: ausprobieren. Zunächst stellen wir sie völlig gerade auf, also nicht eingewinkelt. Wir sind überrascht, wie grundlegend passend uns diese Positionierung vorkommt. Jedoch wollen wir sie doch noch einwinkeln.
Nun kommt uns das Klangbild schon etwas zu gedrungen vor, weshalb wir schließlich bei einer Positionierung landen, in der die Lautsprecher nur wenige Grad eingewinkelt ist. Jetzt klingt die Stereobühne breit, detailliert und offen. Übrigens stellen wir die beiden Super Lintons mit etwa 1,5 Meter Entfernung zur Wand auf. Jedoch zeigen sie sich auch näher an der Wand mit weitestgehend ähnlicher Klangqualität.
Super Lintons im Klangtest
Nun geht es also endlich los. Den Anfang macht die venezolanische Musikerin und Künstlerin Alejandra Ghersi Rodgríguez, besser gekannt als Arca. Ihre experimentellen, unkonventionellen Produktionen sind stets spannend und zeigen, wie vielfältig elektronische Musik sein kann. Wir spielen „Anoche“ vom im Jahre 2017 erschienenen, selbstbetitelten Album „Arca“. Der Titel ist, wie fast jedes ihrer Projekte komplett in Eigenregie entstanden.
Das Ergebnis ist eine düstere, melancholische Ballade. Ihr eindringender, wehender Gesang klingt dabei derart separiert von den dichten Soundkollagen und geisterhaften Synthesizern – und hier zeigen sich direkt die Vorzüge eines Drei-Wege-Systems. Der Lautsprecher öffnet einen natürlichen, kohärenten Raum, in welchem sich jedes Element stabil verorten lässt. Besonders überrascht sind wir davon, dass der Super Linton zwar wie ein Retro-Lautsprecher aussieht, jedoch nicht wie einer klingt.
Denn Modelle dieser Gattung klingen oft sehr warm und betonen die unteren Mitten stark. Oft haben sie sogar eine deutliche Badewannen-Charakteristik. Vor allem wenn man an amerikanische Klassiker denkt. Der Super Linton hingegen klingt modern. Er ist detailliert, plastisch und schlagkräftig. Doch hier greifen wir schon etwas vor.
Ein Paul McCartney Klassiker
Als nächstes starten wir den Qobuz-Stream von „Dear Boy“ von Paul und Linda McCartney, in der Remaster-Version von 2012. Der vierte Titel des zweiten Paul Soloprojektes „Ram“, welches als eines der ersten Indie Pop-Alben gilt, ist ein recht verspielter, expressiver Liebessong über eine Frau, welcher gleichzeitig an ihren Ex-Mann gerichtet ist. „I guess you never knew, dear boy, what you had found“ schallt es aus den Super Lintons, die allein optisch schonmal super zu dem Titel passen. Zudem versteht es der Wharfedale, das dramatische Panorama des Stückes hervorragend darzustellen.
Pauls Leadgesang kommt hauptsächlich aus dem rechten Kanal, während die Background-Vocals und das Schlagzeug aus dem linken Lautsprecher klingen. Ein nicht ganz einfaches Klangbild, was bei Stereoanlagen oft deplatziert und etwas angestrengt klingt. Doch der Super Linton übersetzt den Stream sehr ordentlich und der verspielte, energische Song sprudelt 2 Minuten und 16 Sekunden lang aus den Lautsprechern. Besonders gefällt uns wieder die Stabilität und Plastizität der Stereobühne. Sie ist enorm breit, tief und groß.
Vor allem wenn man den Verstärker zu einer ordentlichen Hörlautstärke aufdreht, macht der Super Linton einfach Spaß. Er ist nicht übertrieben analytisch. Schluderige Intransparenz ist ihm jedoch ebenso fremd. Er findet genau den Punkt, wo das Musikhören einfach schön ist. Detailverliebt und harmonisch.
Darf’s etwas Indiemusik sein?
Wir wechseln von McCartneys „Ram“ zu „Little Dear“, dem Opener des grandiosen „The Turning Wheel“ der amerikanischen Musikerin SPELLLING, bürgerlich Chrystia Cabral. Das Alternative-Album fusioniert Genres und Stile, schafft Neues und klingt dabei so mühelos und stimmig. Es entstand zu Zeiten der Pandemie und ist wohl eines der besten Musikalben dieser Zeit. Cabral arbeitete mit über 30 Musikern zusammen, alle über den ganzen Globus verteilt.
Die Meisten steuerten ihren Beitrag remote bei, ohne jemals mit Cabral im Studio gewesen zu sein. Ein erstaunlicher Aufwand, vor allem wenn man bemerkt, dass man dies „The Turning Wheel“ in keiner Weise anmerkt. Doch genug der Lobeshymnen für die Musiker, wir sind schließlich für den Super Linton hier. Dieser gibt das vielseitige Album sauber, harmonisch und musikalisch wieder. Vor allem der weiche, magische Gesang klingt derart präsent und natürlich – einfach toll. Jedes Element wird vom Lautsprecher trennscharf dargestellt. Wir verlieren uns vollends im Werk – stets ein gutes Zeichen für einen Lautsprecher.
Kann auch Soulmusik
Den Abschluss unserer Hörsession macht die R&B-Sängerin Amel Larrieux mit „Get Up“ aus ihrem im Jahre 2000 erschienenen Album „Infinite Possibilities“. Dieser Soulsong ist funky und wortwörtlich aufweckend. Der Kopfnicker tanzt geradezu durch den Raum, der Bass ist satt und rund. Auch hier steht die Stimme wieder eindeutig im Rampenlicht. Die smoothen Akkorde und warme Basslinie bilden ein stimmiges Fundament. Die Stereobühne ist ordentlich breit und definiert.
Wir haben Freude am Super Linton und sind überzeugt von seinem Klang, der schlicht und einfach wunderbar musikalisch und enorm gefällig wirkt. Der Lautsprecher hat vielleicht nicht unbedingt den geradesten Frequenzgang oder die luftigsten Höhen, doch dafür ist er super abgestimmt und lässt uns Hörer voll und ganz die Musik genießen. Und darum geht es schließlich den meisten Musikfreunden.
Unterschied zum Linton?
Doch worin besteht nun der Unterschied zu seinem kleinen Bruder, dem Linton? Als wir den regulären Linton auspacken, sind wir zunächst überrascht, wie ähnlich sich beide Modelle sehen. Äußerlich sind es lediglich Details, mit welchem man beide unterscheiden kann. So ist der Super Linton 50 mm höher als das aktuelle Linton-Modell.
Als wir beide Modelle an den Cambridge Audio EXA100 anschließen, der schließlich zwei Lautsprecherpaare unterstützt, sind wir von den klanglichen Unterschieden schon verblüfft. Der Linton klingt ebenfalls sehr gut. Für unseren Geschmack nur etwas dumpfer und weniger detailliert. Immer wenn wir vom Linton zum Super Linton schalten, werden wir überwältigt von einer Eruption an Breite, Natürlichkeit und schierer Musikalität. Echt beeindruckend. Wenngleich der Super Linton etwas weniger Tiefton mit einbringt, als sein regulärer Bruder.
An der Stelle möchte wir daran erinnern, dass der Wharfedale Linton ein enorm beliebter Lautsprecher ist, der eine große Fangemeinde hat, was sicherlich auch am attraktiven Preispunkt von 999 Euro (UVP) liegt. Er ist keineswegs ein zu unterschätzender Lautsprecher. Also ist ein Vergleich nicht nur ein „das teurere Modell ist besser“, sondern viel eher ein: „was ist mit etwas mehr Budget möglich?“.
Der Super Linton legt einfach überall noch einmal eine Schippe drauf. Zudem bleibt er dem Design, den schicken Stativen und dem erfolgreichen Grundprinzip treu. Er hat sich den Beinamen „Super“ wirklich redlich verdient – das sollten Sie gehört haben!
Wharfedale Super Linton: Preis und Verfügbarkeit
Die Wharfedale Super Linton gibt es zum Paarpreis von 1.998,00 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen. Farbausführungen: Walnut (Walnuss), Black Oak (Eiche Schwarz) und Mahogany (Mahagoni). Die optionalen Linton Lautsprecherständer sind in farblich passenden Varianten separat für 398,00 Euro pro Paar erhältlich.
Der Vertrieb und das Marketing für die Wharfedale Produkte erfolgt in Deutschland über die IAD GmbH.