Zum Jahresstart hat sich André Schwerdt von i-fidelity.net den neuen Luxman Streamer NT-07 zur Brust genommen. Hier das Resultat:
„Ein Volltreffer
Luxman stellt mit dem NT-07 seine erste Streaming-Komponente vor. In diesem Bericht prüft i-fidelity.net, wie gut die traditionsbewussten Japaner in der modernen digitalen Welt zurechtkommen.
Der im 20. Jahrhundert in Sachen High Fidelity sozialisierte Musikliebhaber assoziiert mit Luxman zunächst Verstärker, Receiver, Plattenspieler und Phono-Preamps – generell analoge Technik. Dies ist verständlich, da das Unternehmen, das nächstes Jahr sein einhundertjähriges Jubiläum feiert, eine ruhmreiche Geschichte mit vielen derartigen Produkten hat. Oft übersehen wird jedoch, dass Luxman auch zahlreiche D/A-Wandler und anspruchsvolle CD/SACD-Player hergestellt hat und weiterhin produziert. Auf dem wichtigen Heimatmarkt des Herstellers sind diese Geräte weiterhin gefragt, da Tonträger im Land des Fuji hohes Ansehen genießen und entsprechende Umsätze generieren.
Luxman hat als Premium-Marke stets den eigenen Anspruch erfüllt, seinen Kunden eine komplette Elektronik-Kette zu bieten – bis auf Streaming. Deshalb begann man 2020, einen Streamer zu entwickeln, der dem gewohnten Qualitätsniveau entspricht. Obwohl Luxman Digitaltechnik nicht fremd war, stellte Streaming eine neue, komplexe Herausforderung dar. Statt den Vorsprung der etablierten Streaming-Spezialisten aufzuholen, holten sich die Japaner Unterstützung von Pixel Magic Systems Ltd., bekannt für die Marke Lumin. So entstand der Luxman NT-07 als Gemeinschaftsprodukt zweier führender Unternehmen mit reichem Erfahrungsschatz. Das verspricht einiges.
Der erste Luxman-Streamer NT-07 dient als reiner Network-Transport. Er enthält keinen eigenen Digitalwandler und benötigt daher keine analoge Ausgangsstufe. Im typischen Luxman-Design gestaltet, liefert er lokale Audio-Dateien oder Musik von externen Diensten an den DAC. Der neue D/A-Konverter DA-07X und die hauseigenen CD/SACD-Player sind die avisierten Spielpartner. Diese Player verfügen über eine digitale Eingangssektion, um externe Datenzuspieler wie den NT-07 einzubinden. Daher spiegeln die Ausgangsformate des Network-Transports die Eingänge der Luxman-Disc-Player wider: optisch, koaxial und USB. Die optischen und koaxialen Ausgänge sind gemäß S/P-DIF-Spezifikation auf eine Auflösung von 24-Bit bei einer Abtastrate von 192 kHz (PCM) begrenzt. Einer der drei USB-Ports des Geräts ist speziell für die DAC-Verbindung ausgelegt. Dieser Port ermöglicht eine Übertragung bis zu 32-Bit/768 kHz (PCM) und 22,5 MHz (DSD). MQA wird unterstützt und bietet die drei Optionen »Off«, »Core Decoding« und »Pass Through«. So passt sich die Dateiverarbeitung den Fähigkeiten des nachfolgenden D/A-Wandlers an.
Der NT-07 bietet neben den drei erwähnten Eingängen zwei HDMI-Buchsen. Diese sind für die Verbindung von Fernseher, Blu-ray-Player oder Spielekonsole gedacht. Nutzer können damit Audio-Signale zweikanalig bis 24-Bit/192-kHz an die Stereoanlage übertragen. Dies ermöglicht eine optimale Klangqualität, etwa für Konzertaufzeichnungen oder den täglichen Fernsehkonsum. Dank HDMI-ARC lässt sich die Lautstärke über die TV-Fernbedienung regeln. Für den Musikgenuss steht eine klassische Fernbedienung zur Verfügung, die auch andere Luxman-Komponenten steuert. Zudem gibt es die kostenlose App »Luxman Stream« für iOS und Android, mit der Nutzer alle Audio-Streaming-Funktionen über ihr Mobilgerät verwalten können.
Ausgereifte App
Die Luxman-Software basiert auf der bewährten Lumin-App. Der NT-07 verwendet eine angepasste Version des Linux-basierten Betriebssystems von Lumin. Dieses Betriebssystem wird seit vielen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und zeichnet sich durch hohe Stabilität aus. Mit der Software können Nutzer alle Einstellungen vornehmen und den Abspielvorgang steuern.
Der Luxman-Network-Transport bezieht seine Musikdaten aus verschiedenen Quellen: über UPnP (Open Home) verbundene Geräte, externe Netzwerkspeicher (NAS) oder direkt angeschlossene USB-Sticks/SSD-Speicher. Dafür bietet der Transporter zwei USB-Ports – einen vorne, einen hinten – sowie eine RJ45-Netzwerkbuchse für die Internetverbindung. Antennen fehlen, denn aus Qualitätsgründen verzichtet Luxman auf Bluetooth und WLAN. Man ist überzeugt, dass nur eine kabelgebundene LAN-Verbindung optimale Leistung bietet.
Neben dem Abspielen lokal gelagerter Audio-Dateien ist der NT-07 bereit für die Angebote ausgewählter Streaming-Dienste. Hier sind jene dem anspruchsvollen Hörer wichtigsten Vertreter Qobuz und Tidal per »Reiter« in der Software direkt anwählbar. Im Falle von Tidal gibt es die Alternative in deren App via Tidal Connect. Zusätzlich steht die Verbindung zu Spotify bereit. Sollte dieser Anbieter mit dem breitesten Portfolio eines Tages die lang angekündigte verlustfreie »HiFi«-Version nachreichen – der Luxman ist entsprechend vorbereitet. Den guten alten FM-Tuner ersetzt eine TuneIn-Verbindung zu tausenden von Internetradiostationen. Die Aktivierung des NT-07 verlief innerhalb der App sehr geschmeidig. Meine umfangreiche Audiodateiensammlung war über eine am USB-Port ankernde SSD innerhalb kurzer Zeit eingelesen und abspielbereit.
Luxman hat den NT-07-Streamer eigenständig entwickelt und dabei besonderen Wert auf eine optimale Stromversorgung gelegt. Die Ingenieure von Luxman entwarfen die Hauptplatine mit einem leistungsfähigen Prozessor speziell für dieses Modell. Ein wuchtiger 0I-Typ-Transformator und zwei 10.000-Mikrofarad-Filter-Kondensatoren, die eigens für den NT-07 hergestellt wurden, sorgen für eine stabile Stromversorgung. Diese Komponenten erscheinen für ein Gerät dieser Art zunächst überdimensioniert, sind jedoch entscheidend für eine störungsfreie Wiedergabe von Digital-Audio-Dateien. Die Japaner legten zudem großen Wert auf die Unterdrückung von Störgeräuschen, da Digital-Audio-Signale extrem empfindlich auf solche Einflüsse reagieren. Das Hauptziel jeder Digital-Audio-Kette besteht darin, die digitalen Dateien auf dem Weg zum Hörer vor klangdegradierenden Einflüssen zu schützen. Daher ist die störungsminimierte, stabile und überdimensionierte Stromversorgung von Luxman von großer Bedeutung. Diese trägt maßgeblich zum Gewicht des Geräts von über 10 Kilogramm bei.
In meinem System ersetzt der NT-07 die bewährte Streaming-Bridge Munich T1 von Silent Angel. Die Verbindung zum Internet erfolgt mittels des exzellenten AIM-Kabels Shieldio NA6 zum Netzwerk-Switch Silent Angel Bonn Pro CLK. Von den japanischen Spezialisten AIM stammt auch das USB-Kabel: Ein Shieldio UA3 mit Leitermaterial aus Reinsilber führt den Netzwerk-Transporter in Richtung meines D/A-Wandlers Teac UD-701N. Der Mutec REF10 SE120-Referenztaktgenerator liefert via Mutec PSC 50-Kabel Masterclock-Signale für Switch und DAC.
Klang aus einer anderen Liga
Nach den ersten Songs via Qobuz wird sofort deutlich: Obwohl die mit einem externen Linearnetzteil Keces P6 qualitativ verfeinerte Munich T1 weit über ihrer Preisklasse von insgesamt 1.500 Euro spielt, hat sie gegen den mehrfach teureren Luxman keine Chance. Die Unterschiede sind signifikant. Läuft der NT-07, dann gewinnt die Musik eine so vorher nicht präsentierte, holographische Dreidimensionalität. Die Klangbühne gewinnt substanziell an räumlicher Tiefe. Alle Instrumente werden plastischer, greifbarer, haben klar definierte Konturen – und wirken somit authentischer und realer. Die Klänge schwingen auf Basis einer großen inneren Ruhe und grundsätzlichen Selbstverständlichkeit, gepaart mit erstaunlicher Vitalität. Wenn die Schlagzeug-Impulse bei »Modul 36« aus dem Album »Awase« von Nik Bärtsch`s Ronin plötzlich aus dem Nichts zuschlagen, erschrecke ich fast ob deren Wucht und Schärfe. Und als sich der magische Gesang von Arooj Aftab aus dem jüngsten Album »Night Reign« schwebend erhebt, die Instrumente je nach Relevanz und Raumposition gestaffelt äußerst präzise gezeichnet begleiten, ist die Illusion des Dabeiseins zwar weiter eine Illusion, aber eine sehr glaubwürdige. Der folgende Begriff ist bei Musik aus der Konserve mit Vorsicht zu verwenden, aber: es tönt ausnehmend »natürlich«.
Manche unterschätzen die Rolle eines Netzwerk-Transporters, da er nur Dateien vom Speicher zum Digital/Analog-Wandler bringt. Sie meinen, es gehe nur um den Transport perfekter Einsen und Nullen von A nach B. Doch diese Sichtweise verkennt die Komplexität: Auf diesem Weg können Audio-Dateien so beeinträchtigt werden, dass der Klang leidet, wenn man die Störungen nicht verhindert. Der Luxman NT-07 zeigt eindrucksvoll, wie viel Qualität man gewinnt, wenn an diesem Punkt der Audio-Kette nicht gespart wird. Dennoch sollte man die Verhältnismäßigkeit wahren. Der Nutzen eines herausragenden Netzwerk-Transporters wie des NT-07 entfaltet sich nur in einem hochwertigen Umfeld. Erst wenn die Wiedergabekette präzise arbeitet, lohnt sich die Investition in einen so leistungsstarken Streamer.
Auch soll nicht unterschlagen werden, dass gerade das USB-Kabel UA3 von AIM einen relevanten Beitrag zur überragenden Klang-Darbietung des NT-07 leistet; als ich dieses interessehalber gegen mein vielfach bewährtes Supra Excalibur aus dem preislichen »Vernunft«-Segment austausche, verliert das Klangbild an Transparenz und Auflösung, die Darbietung wird mittenzentrierter, dynamisch gebremster, die Bühne schmaler. Das ist verzeihlich, schließlich kostet das Supra weniger als ein Drittel des Preises vom AIM UA3. Aber es zeigt, dass auf dem Niveau des Luxman NT-07 auch in Kabelfragen nur das Beste gut genug ist.
Roon Ready
Nach dem autarken Betrieb über die Luxman-Stream-App verwende ich den NT-07 alternativ in meinem Roon Rock-basierten Setup. Sein Zertifikat »Roon Ready« liefert die technische Voraussetzung. Via Roon bleibt das fantastische klangliche Niveau grundsätzlich erhalten, auch wenn Anette Askvik in ihrem Vorführklassiker »Liberty« ein wenig vordergründiger, heller, in den Impulsen gerundeter erscheint als über die eigene App des Streamers, welche minimal feingliedriger und tiefenschärfer abbildet. Aber wir bewegen uns hier auf einem sehr schmalen Grad, der keinesfalls ausgeprägt genug ist, um den NT-07 nicht in ein bestehendes Roon-System einbinden zu wollen.
Die Qualität einer HiFi-Komponente zeigt sich für mich besonders, wenn das Musikmaterial nicht in moderner, glatter Hi-Res-Qualität vorliegt, sondern eine reife Patina besitzt. Beispiel: »Alive! « von Grant Green aus dem Jahr 1970. Der Luxman überträgt die groovende Energie dieses großartigen Jazz/Funk-Albums packend: Das unermüdlich treibende Schlagzeug, die scharfen Bläser, die geschmeidigen Gitarrenlinien von Mr. Green selbst – all das bringt den Rezensenten zum breiten Grinsen, Fußwippen und Kopfnicken, während der Notizstift zur Seite gelegt wird. Das Vergnügen steigerte sich, als ich die von der Software angebotene Resampling-Option nutzte und der Prozessor des NT-07 die Aufnahme im CD-Format hochrechnete. Bei DSD 256 weitet sich die Bühne, überhörte Details treten hervor, Trompete und Saxophon klingen etwas zackiger, doch der allumfassende Drive bleibt. Ein großer Spaß! Ob audiophile Edelstein-Aufnahme oder per Resampling optimierter Live-Oldtimer: Der NT-07 meistert stets die Gratwanderung zwischen präzisem Detailreichtum und langzeittauglicher Ausgewogenheit. Mit diesem Klangcharakter bewegt sich der Streaming-Debütant im Bereich klassischer Luxman-Werte und fügt sich harmonisch in ein System des japanischen Traditionsunternehmens ein.
Testergebnis
Luxman landet mit seinem ersten Streamer einen Volltreffer. Das hervorragend gefertigte Gerät begeistert durch überragenden Klang und zeigt die Bedeutung eines exzellenten Network Transports. Besitzer von Luxman-Systemen finden im NT-07, gesteuert durch eine ausgereifte App, die beste Wahl für die Integration von Streaming in ihr Audio-Setup. Sie brauchen keine Alternativen von spezialisierten Anbietern. Auch wer eine High-End-Anlage besitzt, die nicht von Luxman stammt, sollte den Streamer in Betracht ziehen, sofern das System auf einem Niveau spielt, das den Mehrwert eines perfekten Network Transports erlebbar macht. Im Premium-Umfeld liefert der Luxman NT-07 zu einem Premium-Preis die versprochene Premium-Qualität.
Hier geht´s zum Test mit noch mehr Produktfotos: https://www.i-fidelity.net/testberichte/high-end/luxman-nt-07/test.html
Der NT-07 auf den deutschen Luxman-Seiten: Luxman Deutschland: NT-07
Der Luxman-Streamer im Shop: Luxman NT-07 Network Transport | Audiophile Streaming bei Audiolust