In unregelmäßigen Abständen werden wir Euch ein paar Reisetipps kredenzen, die sich immer um Musik drehen. Seien es Messen, Festivals oder auch City-Touren. Wir starten heute mit Berlin. OK, Berlin ist immer eine Reise wert. Aber für viele Musikfreunde ist die Stadt für immer mit David Bowie verbunden. Wieso das so ist? Das klären wir hier und heute. Nach einer exzessiven Phase in Los Angeles war Bowie körperlich am Ende, künstlerisch ausgebrannt und so gut wie pleite. Die Sehnsucht nach Ruhe und seine Begeisterung für die Zeit der Weimarer Republik und ihre Künstler, allen voran Bertolt Brecht und die Brücke-Maler, ließen ihn an Berlin denken. Er zog 1976 in eine Altbauwohnung in Schöneberg, trieb sich in Diskotheken, Bars und Cafés herum, schloss Freundschaften mit Berlinern und blieb bis 1978. In dieser Zeit entstanden drei Alben: „Heroes“, „Low“ und „Lodger“, die als „Berlin Trilogie“ in die Musikgeschichte eingingen. Bowie wohnte in der Hauptstraße 155, Schöneberg. Ein eher unscheinbares Haus. Er fand dort eine große, leer Wohnung, die er nie richtig eingerichtet hat. Eine Weile wohnte Iggy Pop bei ihm. Er musste aber die WG verlassen, weil er Lebensmittel aus dem Kühlschrank klaute. Der Godfather des Punk zog daraufhin ins Hinterhaus.

Der Meistersaal in den Hansa-Studios in  Kreuzberg, unweit des Potsdamer Platzes, galt bereits in den 1920er-Jahren als wichtiger Ort für die Berliner Künstlerwelt. Hier fanden Lesungen statt, Kammermusik wurde gespielt, unten befand sich eine Galerie, Karl Kraus hielt Vorträge. Nach dem Krieg gab es dort Bälle, Kleinkunst und Revue-Shows. Ab 1961 wurde der Raum als Studio genutzt, erst für das Label Ariola, dab 1976 unter dem Namen Hansa Tonstudios.

Auch die Nazis nutzten das Gebäude für Konzerte, und nach dem Krieg gab es dort Revues, Bälle und Kleinkunst. Ab 1961 erst wurde der Raum für Plattenaufnahmen genutzt: zunächst für das Label Ariola, und ab 1976 arbeitete man dort unter dem Namen Hansa Tonstudios. Neben David Bowie mit seinen Berlin-Alben nahmen hier auch U2, Depeche Mode, Nick Cave, Jack White, Nina Hagen und Eartha Kitt wichtige Platten auf. Gegenüber der heutigen Zeit war damals die Anzahl der bemerkenswerten Clubs und Diskotheken überschaubar. David Bowie ging gerne in das queere Café „Anderes Ufer“, das heute Neues Ufer heißt. Er tanzte im Dschungel und speiste in Oswald Wieners Restaurant Exil in Kreuzberg. Doch sein liebster Ort war wohl das Brücke-Museum. Die expressionistischen Gemälde der Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel haben Bowie besonders begeistert.

Wer heute auf den Spuren David Bowies wandeln möchte, dem empfehlen wir die „David Bowie History-Tour“. Begleitet von einem Historiker unternehmt Ihr eine Zeitreise zurück in das Berlin der 1970er Jahre. Die  Tour führt Euch zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, darunter der Bahnhof Zoo, der ehemalige Dschungel Club, das KaDeWe, der Potsdamer Platz, die Hansa Studios, die Berliner Mauer, die Topographie des Terrors, Bowies ehemaliges Zuhause und das Neue Ufer Café.

Hier geht es zu der Tour: https://www.getyourguide.de/berlin-l17/david-bowie-in-berlin-3-stundige-tour-mit-einem-historiker-t60655/?partner=true

Und hier berichtet der Spiegel über die Tour: https://www.spiegel.de/reise/staedte/david-bowie-tour-in-berlin-kuss-fuer-die-ewigkeit-a-1073728.html