Stephan Schmid von i-fidelity.net hat seinen Test „Mit Herz und Seele“ betitelt. Besser hätten wir es auch nicht sagen können, denn nicht nur das Top-Modell ZV11X überzeugt auch kritische Anwender und Tester. Aber lest selbst:
„Will Tremblett, Inhaber von Zavfino 1877 Phono, investiert sehr viel Herzblut in seine Produkte und scheut sich auch nicht, externe Analogspezialisten mit ins Boot zu holen, wenn er meint, dass sie Dinge noch ein bisschen besser können als er selbst. Wir beleuchten, wie sich dieser Einsatz bei seinem Topmodell ZV11X auswirkt.
Dieser Artikel muss mit Will Tremblett beginnen. Sonst lässt sich kaum erklären, warum dieser Plattenspieler so klingt, wie er klingt. Als ich den ZV11X bei mir zu Hause stehen und einen Berg von Fragen dazu hatte, steckte der Zavfino-Boss gerade in den letzten Zügen der stressigen Vorbereitung für die High End 2025. Obwohl er also Arbeit bis über beide Ohren hatte, beantwortete er geduldig alle Fragen, schickte mir Fotos aus dem Entwicklungsstadium beziehungsweise aus der Fertigung, um mir seinen Konstruktionsansatz verständlich machen zu können. Er hat sogar den Entwickler Walter Fuchs, der ihn bei der Motorsteuerung unterstützt hat, um ein Statement gebeten und mir zukommen lassen. Das alles hat Will Tremblett sicher nicht nur gemacht, weil ich so ein netter Kerl bin, nein, er hat sich so ins Zeug gelegt, weil er für seine Sache brennt, weil er sein ganzes Herzblut in seine Produkte fließen lässt und weil er der Überzeugung ist, dass er seine Sache bestmöglich machen muss. Ein solches Brennen für die eigenen Produkte habe ich in ähnlicher Form bisher nur bei Helmut Brinkmann und Dieter Burmester erlebt, die mich in langen Telefonaten oder bei der einen oder anderen Tasse Kaffee an dem teilhaben ließen, was in ihren Komponenten steckt. Zu dieser Kategorie Entwickler zähle ich auch Will Tremblett: engagiert, empathisch und mit extrem viel Know-how gesegnet, um überragendes High End auf die Beine zu stellen.
Was mir an dem Kanadier außerdem sehr gut gefällt: Er scheint mit dem in der Branche üblichen Marketing-Sprech rein gar nichts anfangen zu können. Keine Superlative, keine Alchemie, kein Voodoo, nein, ihm geht es ums Tüfteln, ums Ausprobieren, um das Austesten und gegebenenfalls wieder Verwerfen von Ideen und um soliden Maschinenbau. Über all das spricht Tremblett ganz ungeniert und frei von der Leber weg, offen, ehrlich und transparent, so wie sein Produkt auch klingt – aber dazu später mehr. Er geht auch ganz entspannt mit der Information um, dass er sich im Laufe des Entwicklungsprozesses und obwohl er schon einen Tonarm und eine Motorsteuerung in der Mache hatte, mit den langjährigen Entwicklungspartnern Helmut Thiele und Walter Fuchs zusammengetan hat, weil sie zu dritt die Dinge einfach noch besser hinbekommen würden.
Will Tremblett hat mir die einzelnen Entwicklungsschritte detailliert beschrieben und den doch sehr komplexen Aufbau seines ZV11X-Plattenspielers genauestens erläutert. So tief ins Detail zu gehen, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, aber ich will versuchen, die Quintessenz der Konstruktion auf den Punkt zu bringen. Wenn man sich das Design des ZV11X ansieht, werden die Älteren unter uns gleich ganz erfreut den Spruch »Nachtigall ick hör dir trapsen« auf der Zunge haben – und Will Tremblett gibt auch ganz offen zu, dass ihn die grandiosen Micro Seiki SX8000/RX-Plattenspieler zum Bau des ZV11X inspiriert haben. Gemein ist ihnen ein fast quadratischer Grundriss und der freistehende Motor. Aber damit hat es sich mit den Parallelen auch schon, denn der Kanadier ist mit seinem Konzept doch weit weg von dem Motto, dass in puncto Masse »viel hilft viel« gilt – er vertraut hier lieber intelligenten Denkansätzen. Das Grundgerüst seines ZV11X besteht aus Aluminium und ist – inklusive der diversen Kammern, die zur Resonanzunterdrückung gedacht sind – aus dem Vollen gefräst.
Auf der Oberseite des Sockels sind fünf Löcher ausgefräst, in die PU-Industriestoßdämpfer mit einem Edelstahlbolzen eingepresst wurden. Tremblett gibt offen zu, dass er die Dämpfer lieber im Teller gesehen hätte, da sie dort mehr »hermachen«, aber in der Basis verwendet einfach besser funktionieren würden. Der Plattenspieler ruht auf drei Füßen, welche aus massivem Aluminium gearbeitet und über einen drei Millimeter dicken Silikonring von der Basis entkoppelt sind. Bei Zavfino wird eben an jeder Stelle auf die Vermeidung von Resonanzen geachtet beziehungsweise auf deren bestmögliche Dämpfung. Beim Tellerlager hat man ebenfalls aus dem Vollen geschöpft: Nicht-magnetischer Edelstahl, japanische Bronze, Teflon und eine Rubinkugel werden zu einem klassischen invertierten Lager erster Güte verbaut, auf dem der Plattenteller ruht und sich dreht.
Hierfür hatte Will Tremblett ursprünglich einen 45 Millimeter hohen Aluminiumteller vorgesehen, der, nachdem er eloxiert worden war, tadellos aussah und optisch perfekt mit dem Laufwerk harmonierte – aber leider fehlte ihm die klangliche Lebendigkeit. Letztendlich entschied sich Tremblett für einen 60-Millimeter-Teller aus POM, der klanglich viel besser passte – und feilte dann so lange an der mehrfachen Lackierung, bis der Teller so gut aussah wie die verworfene Aluminium-Variante. Bei der Montage des ZV11X bin ich dann ein bisschen erschrocken, als ich den Plattenteller in die Höhe nahm: Ich hatte ihn viel schwerer eingeschätzt und hätte beim ersten Anblick schwören können, dass er aus Aluminium gefertigt ist.
Das Werk von Profis
Damit sich ein Plattenteller konstant dreht, ist eine gute Motorsteuerung das A und O. Hierfür hier hat sich Zavfino die Dienste von Walter Fuchs gesichert, der dem ZV11X einen perfekten Controller auf den Leib geschneidert hat. Die Schaltung, die den Motor mit einer um 90 Grad verschobenen Sinus- und Cosinus-Spannung ansteuert, ist auf absolute Verzerrungsarmut gezüchtet. Wie jeder Profi reduziert Walter Fuchs die Betriebsspannung der Steuerung auf das Minimum dessen, was der Motor noch verträgt, um zu laufen. Beim ZV11X hat er die Betriebsspannung des 9-Volt-Motors auf 7,5 Volt eingestellt. Dies reduziert die Erwärmung des Motors und seiner Lager im Betrieb beträchtlich und reduziert somit die Reibung. Dass die Motorsteuerung so ausgelegt ist, dass sie mit einer Netzspannung von 95 bis 250 Volt perfekt arbeitet, ist dann nur noch die Kirsche auf der Torte.
Für den Tonarm, ein feinmechanisches Sahnestück, zeichnet Helmut Thiele verantwortlich – meiner Ansicht nach war das ein richtig guter Schachzug. Herausgekommen ist ein 12-Zoll-Arm namens TZ-1, welcher solo mit 4.490 Euro in der Preisliste steht. Er ist sehr filigran und optisch äußerst ansprechend. Zur eher schwereren Sorte gehörend, ist er für weich aufgehängte MM-Systeme der falsche Arm. Aber einem Luxman LMC-5 oder auch einem 17 Gramm schweren »Brocken« wie dem Tessellate TI s von Wilson Benesch bietet er hervorragende Arbeitsbedingungen. Was mir am TZ-1 am besten gefällt, ist die genial einfache Konstruktion der Armhöhen-Verstellung: Der Arm wird auf zwei Stahlbolzen, die fest mit der Basis verbunden sind, gesetzt, die Höhe wird dann per Handrad feinfühlig verstellt. Komfortabler geht das echt nicht mehr. Das Handrad ist allerdings unterhalb des Gegengewichts angebracht, somit geht die Höhenverstellung während des Abspielvorgangs nicht, aber das tut dieser genialen Konstruktion keinen Abbruch, denn die Höhenänderungen sind sehr einfach nachvollziehbar.
Und wie klingt nun der ZV11X?
Gar nicht – und das ist hier nicht als hohler Spruch eines Rezensenten zu verstehen, sondern das ist eine Tatsache. Verbandelt habe ich den ZV11X mit dem vom Vertrieb mitgelieferten Midprice-Kabel Majestic MKII von Zavfino – ein für das Geld (um 400 Euro) exzellentes Cinchkabel – mit meinem Lieblingsvorverstärker Luxman CL-38uC. Diese Röhrenvorstufe besitzt ein überragendes Phonomodul, das im MC-Bereich mit zwei unterschiedlichen Übertragern arbeitet. Klanglich habe ich im vierstelligen Bereich noch nichts Besseres gefunden. Während der Zeit, in der ich mit dem ZV11X arbeiten konnte, habe ich ihn mit zwei Tonabnehmern betrieben, die, obwohl sie tonal gar nicht so weit auseinander liegen, unterschiedlicher nicht sein können: zum einem mit meinem eigenen Luxman LMC-5 und zum anderen mit dem Tessellate TI s, einem 12.000 Euro teuren System aus dem Hause Wilson Benesch.
Bei den ersten Musikstücken habe ich kaum meinen Ohren getraut: Das Luxman LMC-5 begleitet mich jetzt ja schon seit einiger Zeit, und ich habe diesen exquisiten Tonabnehmer auch schon mit diversen Laufwerken und Tonarmen gehört. Seine Fähigkeit, Klangstrukturen mit Leichtigkeit nachzuzeichnen, seine dreidimensionale Räumlichkeit, die Fähigkeit zu swingen und die Musik emotional zu präsentieren, begeistern mich jeden Tag aufs Neue. Aber was mir dieses System nun im Zusammenspiel mit dem Zavfino-Topmodell kredenzte, scheint dann doch von einer ganz anderen Welt zu sein. Die beschriebenen Eigenschaften werden einfach noch eine Qualitätsstufe höher wiedergegeben. Dazu kommen noch eine Transparenz des Klanggeschehens und ein Drive dazu, den ich bei diesem System noch nicht gehört habe. Das klingt plötzlich wie ein feuriger Flamenco.
Apropos Flamenco: Flamenco und Paco de Lucia gehören einfach zusammen, aber am Besten gefällt er mir doch im berühmten Duett »Mediterranean Sundance / Rio Ancho« mit Al di Meola auf dem Album »Friday Night At San Francisco«. Ich besitze eine limitierte 45-RPM-Edition dieser Platte von Impex Records, die sich durch enorme Durchhörbarkeit, tolle Räumlichkeit und sehr viel Swing auszeichnet. Mit der Zavfino/Luxman-Kombi war dies Genuss pur und hat einem fast die Tränen in die Augen getrieben. Auch der nächste Klassiker hat mich begeistert: »Take Five« von der kongenialen Truppe um Dave Brubeck, Gerry Mulligan und Paul Desmond auf dem Live-Album »We’re All Together Again For The First Time« hat mich so zum Mitgrooven angeregt, dass es mich fast nicht mehr in meinem Hörsessel gehalten hat.
Klangliche Aufrüstung
Nach diesem äußerst genussvollen Musikhören mit dem LMC-5 auf dem ZV11X habe ich mich fast zwingen müssen, das Tonabnehmersystem zu wechseln, denn mit der Zavfino/Luxman-Kombi könnte ich glücklich bis ans Ende meiner Tage Musik genießen. Aber das Wilson Benesch Tessellate TI s wartete sehnsüchtig darauf, ebenfalls am Zavfino zu beweisen, was es drauf hat. Mit ihm werden im Vergleich zum LMC-5 gleich mal knapp 10.000 Euro mehr unter die Headshell geschraubt. Der erste Eindruck war überraschend, denn tonal gibt es fast keinen Unterschied zwischen den beiden Systemen. Wenn man sich aber intensiver mit dem Tessellate auseinandersetzt, dann eröffnen sich ganz andere Klangsphären.
Wo das Luxman frisch und frei von der Leber weg agiert, herrscht beim Wilson Benesch kaum vorstellbare Präzision. Hier wird jeder Ton perfekt wiedergegeben, so wie er auf der Platte auch verewigt ist. Bei den klassischen HiFi-Kriterien spielt das Wilson Benesch dann doch in einer ganz anderen Liga. Es zieht große Räume in allen drei Dimensionen auf, die Schallquellen werden so präzise gesetzt, als seien sie in Stein gemeißelt, und im Bass geht es noch einiges tiefer in den Keller. Die Brüder Johannes und Eduard Kutrowatz, ihres Zeichens die Intendanten des Liszt Festivals Raiding, spielen auf ihrer Platte »Try To Remember« eine Hommage an Dave Brubeck. In der Produktion für zwei Klaviere benutzen zwar beide einen Bösendorfer 280VC, aber das Tessellate arbeitet klar und deutlich heraus, dass sie minimal unterschiedlich mit dem Instrument umgehen. Der Zavfino ZV11X bietet Tonabnehmern offensichtlich eine überragende Basis, damit sie ihre klanglichen Charaktereigenschaften in voller Pracht zeigen können.
Testergebnis
Das Zavfino-Topmodell ZV11X ist ein optisch absolut gelungenes Laufwerk und schmückt folglich jedes Rack und jeden Hörraum. Klanglich spielt dieser Plattenspieler in der obersten Liga. Er hält sich mit einer eigenen Signatur zurück und offeriert den Tonabnehmern, die unter die Headshell seines genialen Tonarms TZ-1 montiert werden, einen perfekte Basis, auf der sie ihre Stärken voll und ganz ausspielen können. Der ZV11X ist eine absolut ehrliche Haut und ein ganz Großer seiner Zunft – wie sein Erbauer Will Tremblett.“
Zavfino ZV11X |
Preis: 14.990 Euro |
Garantie: 3 Jahre |
Hier geht´s zum Original-Test mit weiteren Fotos: https://www.i-fidelity.net/testberichte/high-end/zavfino-zv11x/test.html
Die deutschen Zavfino-Seiten: https://www.zavfino.audio/