Roman Maier vom lite Magazin hat für Euch die Super Linton von Wharfedale getestet. Hier sein Beitrag:

Bewährtes einfach verbessert: Die Wharfedale Super Linton ist die Erweiterung des bereits von uns getesteten Klassikers Linton. Sie verspricht alles, was anspruchsvolle Musikliebhaber von einem hochwertigen Lautsprecher erwarten und vereinen klassisches Design und moderne Technik. Materialgüte, Verarbeitungsqualität und Ausstattung liegen deutlich über dem, was man in ihrer Preisklasse üblicherweise kennt und auch klanglich legt die Super Linton die Messlatte auf ein neues Level.

Seit ihrer Markteinführung 1965 hat sich die Linton als zeitloser Klassiker etabliert. 2019 stellte Wharfedale dann den Nachfolger vor, der viele HiFi-Fans durch seinen imposanten Klang und sein stilvolles Retro-Design begeisterte. Dazu kommen die hochwertige Verarbeitung und ein exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis, was sie zu einem der weltweit erfolgreichsten Wharfedale-Modelle macht. Auf seinen Lorbeeren ruht man sich deshalb aber noch lange nicht aus. Wie schon 1967, erweitern die Briten ihre Heritage-Serie 2024 erneut um eine Super Linton. Ein Modell, das sich auf den ersten Blick vielleicht kaum unterscheidet, tatsächlich aber schlichtweg mehr Lautsprecher ist. Dazu sprechen beispielsweise die weiterentwickelte Treiber-Armada, die eine noch präzisere Hochton- und Mittelton-Reproduktion verspricht. Auch im Bass soll es griffiger und kontrollierter zugehen, mit höherer Dynamik und mehr Schwärze. Ohne Zuviel vorweg zu nehmen: Der Unterschied ist vielleicht beim ersten Hinhören nicht gigantisch. Aber je länger man aber zuhört, umso mehr wird man die Super Linton lieben lernen.

Optisch kein großer Unterschied

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie die Linton 2019 in unserem Hörraum stand. Auch wenn ich den Test selbst nicht durchgeführt habe, hatte ich doch mehrfach die Gelegenheit mir die ansprechend proportionierten Drei-Wegler im Retro-Design anzuhören. So konnte ich mich dem Urteil des Kollegen, dass es sich hier um einen wirklich gut verarbeiteten und üppig ausgestatteten Lautsprecher mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis handelt, nur anschließen. Als ich dann von der Markteinführung der neuen Super Linton hörte, war für mich schnell klar, dass ich diesen Test selbst durchführen würde. Und wie immer, beginnt dieser bei mir mit der detaillierten Untersuchung des Äusseren:
Hat man beide Modelle nicht nebeneinander stehen, sind die optischen Unterschiede nur schwer auszumachen. Tatsächlich ist die Super Linton aber rund vier Zentimeter höher, wogegen Breite und Tiefe identisch sind. So passt das neue Heritage-Flaggschiff auch perfekt auf die Linton Stands.

Echtholz & Präzision

Die Materialanmutung und die Verarbeitung der Super Linton sind wieder erstklassig: Das gilt vor allem bei einem Blick auf das Preisschild: 1.999 Euro ruft der autorisierte Fachhändler für die edlen Drei-Wege-Schallwandler auf – wohlgemerkt für das Paar! Was man bei dieser Preisgestaltung und auch bei genauerer Betrachtung nicht erkennt: Deckel-, Boden- und Seitenwände bestehen aus Echtholz und sind zusätzlich furniert. Das im Übrigen so, dass die Maserung fortläuft. Front- und die Rückwände bestehen darüber hinaus aus einem stabilen und resonanzminderndem MDF. Während die Rückseite bündig abschließt, wurde die Front leicht in das Gehäuse vertieft. Das hat einen guten Grund: Ist nämlich die vollflächige Gewebeabdeckung aufgesteckt, schließt diese vorn bündig mit den Seitenwänden ab. Verzichtet man auf die Abdeckung, wird die leicht zurückversetzte Schallwand sehr schön eingerahmt. Es ist also völlig egal, ob mit oder ohne Abdeckung, die Super Linton sieht meiner Meinung nach immer gut aus.

Durchdachtes, schnörkelloses Design

Folglich sind auch alle Gehrungen und Übergänge perfekt gearbeitet. Mehr noch, an der Super Linton wirkt wirklich alles präzise und hochwertig. Das beginnt bei den verwendeten Materialien und zieht sich hin bis zur offensichtlich liebevollen Fertigung. Zugleich ist es Wharfedale gelungen, den Retro-Charme der ursprünglichen Linton zu bewahren und gleichzeitig moderne Akzente zu setzen. Auch wenn die Holzmaserungen und die Proportionen vielleicht an typische Drei-Wege-Schallwandler aus den 70ern und 80ern erinnern, wirkt die Super Linton doch fast schon zeitlos, was ich auch auf den Verzicht auf überflüssigen Schnickschnack zurückführe. In diesem Zusammenhang würde ich auch den Kauf der optional erhältlichen Stative unbedingt empfehlen. Perfekt auf Breite und Tiefe angepasst, führen sie das Design der Super Linton fort, so dass beide fast wie eine schon immer zusammengehörige Einheit wirken. Praktischer Nebeneffekt: Die Stative sind so gestaltet, dass sich hier auch noch 50-60 Schallplatten pro Seite unterbringen lassen.

Leicht anzutreiben

Tatsächlich sind wir das erste Magazin Deutschlands, das die Ehre hat diesen Lautsprecher zu testen. Das Ganze geht sogar soweit, dass selbst der deutsche Vertrieb IAD vorab nicht die Gelegenheit hatte die Super Linton zu hören. OK, so ganz stimmt das nicht. Selbstverständlich war IAD bereits früh in die Planung und Realisierung der Super Linton involviert. Und selbstverständlich hatte man auch Gelegenheit verschiedene Entwicklungsstufen zu begleiten und immer mal wieder reinzuhören. Das erste Modell aus der endgültigen Serienproduktion steht nun aber bei uns – persönlich von IAD-Produktmanager Krey Baumgartl geliefert. Eine Gute Gelegenheit für uns, die Wharfedales gleich mal mit verschiedenen Stereo-Amps zu testen. Neben unserem Referenz-Verstärker von Luxman wären unter anderem das mein betagter Auralic Polaris, der Leak Audio Stereo 230 oder der Technics SU-G700M2. Was dabei schnell auffällt; die Super Linton benötigt nicht zwingend einen leistungsstärkeren Verstärker, um Druck und Dynamik zu entfalten.

Nicht wählerisch

Letztlich ist es aber völlig egal, an welchem unserer Amps die Wharfedale Super Linton hängt, sie beeindruckt in jeder Kombination auf ganzer Linie. Eine ihrer größten Stärken ist dabei ganz sicher die unaufgeregte, lockere Wiedergabe. Und das ist nicht im Ansatz negativ gemeint. Die Super Linton spielt ruhig und kontrolliert – aber nie gemütlich. Das lässt sie niemals langweilig wirken, sorgt zugleich aber dafür, dass man ihr gern auch länger zuhört. Was auch auffällt: Obwohl sie leicht warm abgestimmt ist, entfaltet sie einen Sound von bemerkenswerter Klarheit und Natürlichkeit. Zugleich begeistert dieser Drei-Wege-Lautsprecher durch sein harmonisches, straffes und intensives Klangbild. Und ganz nebenbei ist die Super Linton auch noch grundehrlich. Bessere Produktionen werden mit Leben erfüllt, schlechter aufgenommene Alben bügelt die Wharfedale dagegen nicht ganz aus. Auch das sehe ich eher als Vorteil, schließlich möchte ich schon das hören, was die CD oder die Schallplatte hergeben.

Angewärmt und frisch

Besonders mit Rock-Musik überzeugt sie durch eine dynamische Wiedergabe und Schnelligkeit, die den Rhythmus präzise einfängt und selbst schnelle Passagen mühelos wiedergibt. Ihre leichte Wärme verleiht ihr eine angenehm weiche Note, ohne dabei an Klarheit oder Präzision zu verlieren.
Im Cream-Song „Outside Woman Blues“ entfaltet der Lautsprecher beispielsweise eine wunderbare Klangatmosphäre: Die Gitarre klingt voll und reich an Obertönen, der Bass gräbt sich tief und saftig in den Raum, und die Drums kommen knackig und druckvoll daher. Diese Angewärmtheit im Klang lässt die Instrumente harmonisch miteinander verschmelzen, was das Zuhören zu einem Erlebnis macht, das fast schon intim wirkt. Der klare, atmosphärische Charakter bringt jedes Detail ans Licht und lässt mich die Tiefe der Aufnahme spüren. Einfach gesagt, dieser Lautsprecher bietet die perfekte Balance aus Weichheit und Klarheit, wodurch er für lebendige und emotionale Hörerlebnisse sorgt – ideal für Fans dynamischer Musik und für audiophile Genießer.

Ärmel hochkrempeln

Das war wirklich gut und macht die Super Linton für mich zu einem Lautsprecher an dem man sicher lange Spaß haben wird. Allerdings gibt es ja viele Musikgenres und nicht jeder Schallwandler kann jede Musikrichtung in Perfektion wiedergeben. Als Rock-Fan stellt sich mir also die Frage, wie die Wharfedales agieren, wenn es mal heftiger zugeht. Die Antwort kommt dann prompt. In „Weak“ von Skunk Anansie imponiert die Super Linton innerhalb weniger Augenblicke durch pure Dynamik. Nach dem kurzen Gitarrensolo ist es Bass, der den Raum schnell mit Energie füllt. Und die Räumlichkeit kommt auch nicht zu kurz. Skunks Stimme steht jetzt nämlich deutlich feststellbar mittig und vor den Lautsprechern, während Schlagzeug und Gitarren sich breiter hinter der Künstlerin aufstellen. Die Musik kommt nicht aus den Lautsprechern, sondern spannt sich auf der gesamten Front auf. Einen großen Aufwand muss man für diese exzellente Räumlichkeit im Übrigen auch nicht betreiben.

Bass-Flexibilität

Tatsächlich habe ich meine Testgäste – bei einem Sitzabstand von rund 2,80 Metern – auch nur ganz leicht auf den Hörplatz ausgerichtet. Diesbezüglich sind sie recht flexibel. Etwas sensibler sollte man dagegen mit dem Abstand zur Rückwand sein. Rückseitig thronen nämlich die beiden großen Reflex-Ports. Entsprechend sollte man ein wenig Distanz einplanen. In meinem Test waren es etwa 40 Zentimeter, die für meinen Geschmack die richtige Menge an Bass brachten, ohne dass der Sound dabei an Präzision oder Kontour einbüßt. Rückt man sie näher an die Rückwand, dickt sich der Bass merklich auf. Das Ergebnis ist ein deutlich voluminöserer, intensiverer Bass. Das liest sich jetzt vielleicht vorteilhaft, kann in so mancher Wohnumgebung aber auch schnell dazu führen, dass der Bass rumwummert und letztlich nervt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich hier – wie bei fast jedem anderen Lautsprecher – ein wenig mit dem Abstand zur Rückwand zu experimentieren.

Verbesserter Übergang

Wie gesagt, in meinem etwa 25 Quadratmeter messenden Hörraum waren es etwa 40 Zentimeter bei einem Abstand zwischen den Super Lintons von etwa 2,20 Metern. In diesem Zusammenhang noch eine andere Sache, die mir auffällt: Die vor fünf Jahren vorgestellte Linton gefiel mir ja schon richtig gut. Im Bassbereich legt das neue Heritage-Flaggschiff aber jetzt nochmal richtig einen drauf. Neben der beschriebenen Präzision überzeugt mein Test-Duo aber auch durch ein bemerkenswertes Volumen und eine signifikant verbesserte Anbindung an den Mittelton. Von Übergang quasi keine Spur. Das kommt in erster Linie der Stimmwiedergabe zugute. Darüber hinaus werden aber auch komplexere Musikpassagen detailreich und konturierter wiedergegeben. Und auch wenn der Hochton wenig damit zu tun hat, wirkt der Sound einfach feiner und gradliniger. Im Ergebnis erzeugt das Wharfedale-Duo so einen dynamischen und zugleich auch durchweg entspannten Sound. Von Langeweile keine Spur. Wie bereits beschrieben, ist das Gegenteil der Fall.

Von jetzt auf gleich

Ich kann mich nur wiederholen, die Super Linton überzeugt durch Agilität und eine imposante Dynamik – aber eben nur dann, wenn es auch gefordert wird. Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil: Selbst unter höheren Pegeln bleibt die Wiedergabe sauber und klar – ohne anstrengend oder angestrengt zu wirken. Ein perfektes Beispiel dafür ist Machine Heads „Darkness Within“. Ein Song, der zunächst eher ruhiger startet. Harmonisch und mit langsam steigender Geschwindigkeit. Zuerst steht die Stimme Robb Flynns klar im Fokus und wird nur von einer dosiert eingesetzten Gitarre begleitet. Nach etwa 90 Sekunden zündet die US-Band dann die erste Stufe. Der Sound wird aggressiver, dreckiger. Das ist schon ziemlich imposant, verlangt aber auch nach einer Pegelerhöhung. Diesem Drang komme ich nach und gebe dem Drehregler am Luxman einen kräftigen Rechtsdreh. Sofort füllt die Musik den ganzen Raum. So muss das sein. Musik pur, Gitarren, Bässe, Gänsehaut.

Haus-Konzert

Ich bin mittendrin und habe einen Riesenspaß – und es wird noch besser: Nach etwa vier Minuten zündet die nächste Stufe und auf der ohnehin kräftige und heftige Sound geht mir so richtig unter die Haut. Robb Flynn, Matt Alston und Jared MacEachern geben jetzt mächtig Gas und lassen die (abgehängte) Decke in unserem Hörraum ordentlich vibrieren. Egal, das macht so richtig Spaß und muss jetzt auch einfach Mal sein. Auch als Redakteur hat man ja nicht alle Tage die Gelegenheit sich das Konzert ins Haus zu holen. Und das macht das lite-Team neugierig. Als die neugierige Kollegin dann die Tür öffnet, ist die heftigste Passage des Songs allerdings gerade vorbei. Machine Head und die Wharfedales lassen den Song langsam auslaufen. Und was machen meine Testgäste? Sie spielen so, wie es der Song nun fordert: Wie fromme Lämmer, denen man die eben gelieferte Performance kaum mehr zutraut.

Fazit

Die Wharfedale Super Linton zeichnen jedes musikalische Element präzise und doch mit einer angenehmen, dezenten Wärme nach, die den Klang natürlich und ausgewogen wirken lässt. Gibt es die Musik her, liefern sie einen Sound, der sofort durch Präzision, Agilität und eine unerwartete Dynamik überzeugt. Das gilt im Besonderen in dynamischen, heftigeren Passagen. Spätestens hier zeigen die Super Linton was sie wirklich können: Sie reagieren schnell und dynamisch, spielen dabei aber jederzeit differenziert, so dass jede Nuance klar definiert bleibt, ohne jemals scharf oder überbetont zu wirken. So gelingt es meinen Testgästen fast schon mühelos, Energie und Emotion unterschiedlichster Musikstile lebendig werden zu lassen. Kurz zusammengefasst kann ich sagen: „Wer die Linton liebt, sollte sich die Super Linton unbedingt mal anhören – und sollte idealerweise auch gleich Geld mit zum Fachhändler des Vertrauens mitnehmen.

Fotos: Simone Maier

Mit einem Klick zum Original: https://www.lite-magazin.de/2024/11/wharfedale-super-linton-lautsprecher-fuer-viele-jahre-spass-an-der-musik/

Zur Wharfedale Webseite: https://www.wharfedale.audio/produkte/heritage-serie/super-linton