Die Low Beats hat sich den Silent Angel Munich MU vorgeknöpft und auf Herz und Nieren getestet. Das Ergebnis seht Ihr hier:

„Silent Angel hat in den vergangenen Jahren mit einigen sehr außergewöhnlichen und klanglich überzeugenden Komponenten gepunktet. Wie beispielsweise dem Rhein Z1 plus Roon Server. Nun überrascht das Unternehmen mit einem Streaming-DAC, der sich so gar nicht an die üblichen Konventionen zu halten scheint. LowBeats klärt, was den Silent Angel Munich MU von anderen abhebt und für wen er sich ideal eignet.

Silent Angel Munich MU: Was hat der, was macht der?

Der Markt ist inzwischen voll mit netzwerk- und streamingfähigen Audiokomponenten aller Art, die gegenseitig versuchen, sich in Ausstattung und Funktionsumfang zu übertrumpfen. Der neue Streaming-DAC Munich MU von Silent Angel indes schwimmt scheinbar komplett gegen den Strom. Der in einem sehr massiven, fast 5 Kilo schweren, doppelwandigen Gehäuse (in Schwarz oder Silber erhältliche) MU hat weder WLAN noch Bluetooth. Er verzichtet auf ein Display und hat keinerlei Tasten – mit Ausnahme der Powertaste an der Rückseite. Seine Front wird lediglich durch einen eingefrästen, farblich nicht abgesetzten Schriftzug, der namensgebenden bayerischen Landeshauptstadt geziert. Darunter scheint durch ein kleines Loch eine dezente mehrfarbige LED. That’s it.

Ohne einen Blick in die Beschreibung oder auf seine Rückseite könnte das alles Mögliche sein. Ein Switch, eine Clock (wegen der Ähnlichkeit zu den größeren und hier getesteten Modellen Bonn NX und Genesis NX), oder vielleicht ein Netzfilter. Aber nein, es handelt sich um einen Streamer mit integriertem D/A-Wandler (DAC). Zudem bietet der Munich MU wahlweise eine Vorstufenfunktion, wenn seine hinteren Analogausgänge auf variablen Pegel umgestellt werden. Einen Lautstärkeregler gibt es aber ebenso wenig, wie eine Fernbedienung. Die einzige Steuerungslösung ist per iDevice über die zugehörige App namens VitOS Orbiter – oder per Roon.

Die primäre Funktion des Munich MU ist das Streamen von Musik aus On- und Offline-Quellen, von eigener Musik auf HDD, SSD oder NAS, oder auch vom Computer, sowie die Digital-/Analogwandlung. Als Vorverstärker ist er weniger gedacht. Die zuschaltbare Lautstärkeregelung ist wohl eher eine Notlösung, wenn der MU mal direkt an eine Endstufe angeschlossen werden soll. Für eine wirklich flexible Vorstufe fehlen ihm auch einige Anschlüsse, um als universelle Medienzentrale dienen zu können. So bietet er weder einen Coax- oder Toslink-Eingang noch HDMI ARC zum Anschluss eines Fernsehers. Erst recht keine analogen Eingänge.

Die Rückseite offenbart es: Netzwerk-Anschluss, mehrere USB-A-Ports, drei Digitalausgänge (I²S, S/PDIF Coax und AES/EBU), sowie Stereo Analogausgänge –  ausgeführt als Cinch und XLR – lassen keinen Zweifel der Natur des Silent Angel MU. Aber da ist noch mehr. Für Kenner der Marke kaum verwunderlich, hat der MU auch einen 10 MHz Word-Clock-Eingang, über den er sich beispielsweise mit der zuvor genannten Master Clock Genesis GX verbinden lässt. Last but not least ist da noch ein Anschluss für ein externes Netzteil vorhanden. Der Hersteller verspricht zwar, dass das interne Schaltnetzteil schon von allerhöchster Qualität sei, aber mit einem passenden externen Netzteil soll noch ein Quäntchen mehr an Klangqualität herauszukitzeln sein. Silent Angel bietet derzeit mit dem Forester F2 eine technisch (aber nicht optisch) passende Lösung an.

Völlig unsichtbar ist die Option, die sich in dessen Inneren verbirgt, um ein M.2 NVMe-Speichermodul (2280) mit bis zu 4 TB einbauen zu können. Dazu muss der MU aber aufgeschraubt werden und das Modul in den speziell dafür vorgesehenen Slot mit Kühlkörper eingesetzt werden. Kein Hexenwerk, es erfordert aber schon einen gewissen Bastel-Willen. Oder einen freundlichen Händler, der den Einbau übernimmt. Der Hersteller traut seinen Kunden das selbst zu und legt passendes Werkzeug und sogar Thermopaste für den Kühlkörper bei. Ein „SSD Installation Guide“ hilft dabei.

Der Blick in das geöffnete Gerät lässt auch gewisse Rückschlüsse auf die Philosophie hinter dem Munich MU zu. Dem Hersteller geht es hier ganz klar um absolute Signalreinheit. Die Eingangs- und Netzteilsektion ist konsequent von der Streaming-Abteilung und dem gekapselten SSD-Modul abgetrennt. Die Streamingeinheit mit dem 6-Kern-Prozessor (einem ESS Sabre DAC) und der hochgenauen TCXO-Clock ist zusätzlich separat gekapselt. Wie bereits erwähnt, wird das Ganze von einem doppelwandigen Außengehäuse umschlossen. Eine aufwändige Erdung komplettiert die Schutzmaßnahmen für das Signal. Der Schaltungsaufbau selbst ist minimalistisch oder genauer gesagt: Hoch integriert und auf wenige hochwertige Komponenten begrenzt.

Der Munich MU in der Praxis

Dieses Kapitel ist relativ schnell abgehakt, was nicht zuletzt am Einsatz- und Bedienkonzept des Munich MU liegt. Die Steuerung erfolgt ausschließlich über die VitOS Orbiter-App oder über Roon. Wie eingangs schon erwähnt, gibt es keine physischen Bedienelemente. Nach dem unkomplizierten Anschluss und dem Start über die rückseitige Power-Taste braucht der MU eine knappe Minute zum Hochfahren. Einen Standby-Modus gibt es nicht. Zum Ausschalten muss die Taste an der Rückseite etwa 2 Sekunden gedrückt gehalten werden. Das trennt ihn aber nicht vollständig vom Netz. Im Off-Modus beträgt der Verbrauch 0,8 Watt. Im Betrieb und mit voller Netzwerkverbindung sind es in der Regel knapp unter 7 Watt. Diese Auslegung zeigt, dass der MU für Always-On-Betrieb gedacht ist. Wobei es meiner Ansicht nach schön gewesen wäre, wenn es einen stromsparenderen Bereitschaftsmodus gäbe. Vorbilder sind hier Hersteller wie Technics oder Yamaha, deren Netzwerkplayer mit nur wenig mehr als einem Watt jederzeit erreichbar und in Nullkommanix spielbereit sind. Die Bedienung der Orbiter-App gestaltet sich erfreulich übersichtlich, logisch und flott. Hierüber lassen sich auch diverse Einstellungen vornehmen, wie etwa die Aktivierung der internen Lautstärkeregelung oder via Roon.

Vielleicht noch ein Wort zu dem Clock-Link des Munich MU. Dieser ist mit gängigen Master Clocks mit 10 MHz kompatibel. Der hauseigene Genesis GX ist hier natürlich erste Wahl. Die Nutzung ist unkompliziert, sofern es kein Problem mit der Impedanz des verwendeten Kabels gibt. Der Genesis GX gibt sich auch hierfür sehr unkompliziert, weil er sowohl 50- als auch 75-Ohm-Kabel unterstützt. Einfach die Koax-Leitung verbinden und den Schalter am Munich MU auf „on“ stellen, und schon bezieht der Streamer den Takt von der Masterclock.

Hörtest: Ein echter Feingeist

Nach mehreren Versuchen, mal direkt an einer Endstufe, mal an einem Vorverstärker, blieb ich bei letzterer Lösung. Mit dem Testgerät gab es an einigen Endstufen (wofür natürlich die interne LS-Regelung aktiviert sein muss) unerwünschte leichte Pfeifgeräusche aus den Lautsprechern. An einen Vorverstärker wie den MOON 791 oder den Nubert nuControl X angeschlossen war aber alles in Ordnung. Der Hersteller untersucht das Phänomen derzeit noch. Bis zur Veröffentlichung jedenfalls gab es noch kein Firmware-Update, welches dieses Problem beseitigt.

Per analog XLR mit der neuen LowBeats-Referenzvorstufe Moon 791 verbunden, zauberte der Munich MU ein ausgewogenes und nahezu makelloses Klangbild. Genau hier liegt seine Bestimmung. Nie zuvor habe ich in dieser Preisklasse einen Streaming-DAC gehört, der den Datenstrom so beeindruckend fein und präzise in ein analoges Signal für Vor-, oder Vollverstärker verwandelt. Wobei wir hier berücksichtigen müssen, dass die Unterschiede bei dem heutigen Niveau von Streamern und DACs schon recht klein sind. Doch jeder DAC, also auch der Munich MU, muss eine analoge Ausgangsstufe haben. Und genau die ist meiner Ansicht nach eine der klangkritischsten Sektionen eines jeden D/A-Wandlers. Silent Angel hat hier einen ausgezeichneten Job gemacht.

Fazit Silent Angel Munich MU: Wem der Schuh passt

Der Munich MU (UVP 2.599 Euro) ist ein absoluter Spezialist. Wer einfach nur einen klanglich kompromisslosen Weg sucht, um für noch überschaubares Geld die vorhandene Anlage um eine Top-Streaminglösung aufzurüsten, sollte sich den MU unbedingt einmal anhören.

Sein extrem puristischer Ansatz gefällt aber bestimmt nicht jedem. Kein Display, keine Tasten, keine Fernbedienung – es gibt nur die App und eine „Black Box“ (die wahlweise auch silbern ist). Auch als Quellenverwalter kommt der Munich MU nur sehr eingeschränkt in Frage. Der MU ist daher primär etwas für Nutzer, die bereits eine richtig gute analoge Kette mit Vor- oder Vollverstärker haben. Die allerdings bekommen mit dem MU eine ganz starke Vorstellung.

Wer ein ähnlich hohes Klang-Niveau, aber ein klein wenig mehr Komfort haben möchte, findet ebenfalls im Vertrieb von IAD den Lumin D3. Der kostet fast exakt das Gleiche (UVP 2.590 Euro) und ist auch Ausstattungs- und Funktionstechnisch sehr ähnlich: zwar ohne internen SD-Slot, aber dafür mit Display...“

Autor und Fotos:

Alle Infos auf den deutschen Herstellerseiten: Silent Angel Munich MU Netzwerk-Streamer (silent-angel.audio)

Der Munich MU im Shop: Silent Angel Munich MU | audiolust.de – IAD GmbH