Nachdem die „AUDIO“ den neuen CDT 9000 schon als „Preistipp“ eingestuft hat, beschäftigte sich jetzt Tom Frantzen von der „STEREO“ mit dem Duo bestehend aus 9000A und 9000CDT. Das Ergebnis wollen wir schon mal vorwegnehmen: Beide Aspiranten erhielten ein EXZELLENT. Und weil uns das so freut, veröffentlichen wir ausnahmsweise hier einmal den kompletten Testbericht. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! Und für das vereinfachte Lesevergnügen verzichten wir heute ausnahmsweise auf die kursive Schriftweise, die ansonsten unsere Zitate zieren.

GIPFELSTÜRMER

Bislang markierten 8000er die Grenze. Mit den Geräten der 9000er-Baureihe drängt Audiolab jedoch in höhere, bislang nicht beackerte Gefilde vor. Wir sind gespannt, was die vielversprechenden Komponenten, ein CD-Transport und ein gut motorisierter Vollverstärker in gefälligem Design, taugen.

Audiolab ist seit jeher für exzellenten Klang und Gegenwert zu günstigen Preisen bekannt. 1983 gegründet von Philip Swift und Derek Scotland, die als Studenten am Imperial College eine gemeinsame Liebe zu HiFi sowie die Kritik an den hohen Preisen verband, wollte die Marke genau diese Symbiose verwirklichen. Dass es die entsprechenden Geräte in grauer Vorzeit
hierzulande auch unter dem Dach von Camtech – wohl wegen der in Deutschland seinerzeit etablierten Marke „audiolabor“ – und später mit Formel Eins-Touch und leider heftigem
monetärem Aufschlag als TAG McLaren gab, erwähnen wir hier nur der Vollständigkeit halber. Seit den frühen 2000er-Jahren ist die ursprüngliche Marke unter dem neuen
Eigentümer International Audio Group auch in Deutschland zurück, während „audiolabor“ längst Industriegeschichte ist. Tatsächlich strebt Audiolab mit der ganz neu geschaffenen
Baureihe 9000 ganz offensichtlich nach Höherem. Das äußert sich gottlob nicht nur im etwas ambitionierterem Preisgefüge, sondern auch ganz offensichtlich in Hierarchie,
Topologie und Technologie des ebenso klassisch wie streng in Class AB und Doppel-Mono-Manier aufgebauten Verstärkers. Wenig überraschend bezeichnen die Briten den 2.300 Euro kostenden Neuzugang 9000A denn auch als besten jemals gebauten Audiolab-Vollverstärker. Das bisherige Flaggschiff 8300A ist nach wie vor im Angebot und besetzt hochkarätig den Preispunkt um 1.300 Euro, was samt Phono-MM und -MC (!) immer noch ein Sonderangebot darstellt. An einer Stelle tauchte auch in den Unterlagen zum 9000 „MC“ auf, womöglich
fiel diese im Messlabor aufgefallene Option dann aber doch dem Rotstift zum Opfer. Kein Beinbruch, für eine integrierte Phonosektion ist der Audiolab von ausgesprochen hoher Qualität.

Neue Klasse
Das größere Modell basiert auch nicht etwa auf dem kleinen Bruder, sondern wurde in weiten Teilen neu entwickelt. Dies äußert sich bereits in der Leistungsangabe von 2 x 100 Watt an 8 und 2 x 160 Watt an 4 Ohm, also rund ein Drittel stärker motorisiert als der gewiss nicht schwächliche 8300. Dazu trägt ein streufeldarmer 320-VA-Ringkerntrafo samt üppiger Siebung mit 4 x 15.000 Mikrofarad Kapazität erheblich bei. Die derzeitige Staffelung im Portfolio ist durch die neu eingezogenen Baureihen 7000 und 9000 nach oben erweitert und in sich
enger oder feiner abgestuft, wenn man so will. Es gibt (zumindest noch) die 6000er-, 7000er-, 8000er- und nunmehr 9000er-Linie.

Audiolab gehört neben weiteren bekannten Traditionsmarken wie Castle, Mission, Wharfedale und Quad zur bereits erwähnten International Audio Group, die mit gestandenen
Designer-Persönlichkeiten wie Peter Comeau oder wie im Fall der Audiolab-Elektronik Jan Ertner in Großbritannien entwickelt und nach allermodernsten industriellen ISO-Standards in Fernost fertigt. Davon konnte sich STEREO bereits 2006 vor Ort in China überzeugen, und ich war als Produktionstechniker wirklich beeindruckt. Welch ein Fortschritt zur ersten Kleinserie, die Ende der 70er-Jahre buchstäblich keineswegs nur der Sage nach in einer kleinen Studenten-Wohnküche in Cambridge entstand! Der aktuelle, nicht ganz zehn Kilogramm
schwere Vollverstärker 9000A setzt für Audiolab-Verhältnisse definitiv Maßstäbe in Sachen Ausstattung. Neben der bereits erwähnten Kraft samt bewährter „Complementary Feedback“-Gegenkopplungs-Technologie für stabilste und linearste Arbeitsverhältnisse wurde ihm ein DAC zuteil, der sich mit dem Top-Wandlerbaustein ESS Sabre ES9038 Pro schon von Haus aus als Spitzenklasse definiert. PCM und DSD bis in höchste HiRes-Sphären (bis zu 24 Bit/768 kHz respektive DSD512) werden via USB (24/192 über die Digitaleingänge) verarbeitet, FLAC und WAV, dazu komplette MQA-Decodierung, aptX-Bluetooth und mannigfaltig umschaltbare Digitalfilter geboten. Eine neue, sehr gute Phonovorstufe mit
JFET-Stufe ist ebenfalls an Bord, allerdings auf Phono-MM beschränkt. Abgerundet wird die umfangreiche, zeitgemäß analog-digitale Feature-Liste mit einem stromgegengekoppelten
Kopfhörerverstärker, der sich laut Audiolab jedem dynamischen Kopfhörer kompetent zu widmen weiß. Was das IPSLCD-Display insbesondere beim Verstärker leistet, wenn es wahlweise etwa VU-Meter oder aber eine LED-Leistungsanzeige darstellt, ringt enormen Respekt ab und sieht dramatisch gut aus. Wie von Audiolab gewohnt, fungiert der 9000A bei Bedarf auch als reine Vorstufe, reine Endstufe oder eben gekoppelt als Vollverstärker. Dabei gibt es nicht, wie anderswo, Einschränkungen, sodass auch etwa das Einschleifen von Prozessoren, Equalizern usw. problemlos möglich ist. Das umfasst natürlich auch den Einsatz etwa im Heimkino, wenn jemand seine Frontlautsprecher lieber mit einer überlegenen Stereo-Elektronik als mit dem AV-Receiver ansteuert. Lobenswert. Den hohen Anspruch symbolisiert auch schon der symmetrische Eingang etwa für die Lieblingsquelle.

Kongeniales Gespann
Wenn es jemals besonderen Sinn machte, möglichst innerhalb eines Herstellerportfolios zu kombinieren, dann hier. Denn über das selbstredend gematchte „Exterieur“ mit den beiden eindrucksvollen IPS-Displays hinaus ist der 9000CDT ein reines CD-Laufwerk sehr hoher Qualität, das auf einen entsprechenden DAC angewiesen ist, allerdings auch speziell mit dem und auf den ESS im 9000A abgestimmt wurde. Das Zusammenspiel der beiden 9000er ist ein besonderes haptisches Vergnügen. Selbstredend lässt der 9000CDT mit den üblichen Digitalausgängen ebenso die Zusammenarbeit mit anderen, auch externen Stand-alone-DACs zu, aber, ach, schauen Sie sich die beiden Geräte einfach mal zusammen an!

Das Design ist fast schon Grund genug für den komplementären Kauf, aber tatsächlich ist das Audio-CD-optimierte Laufwerk von erlesener Qualität, arbeitet leise und zuverlässig,
es besteht aus hochwertigen Materialien auf einem Alusockel und ist hermetisch elektromagnetisch abgeschirmt, die gesamte Konstruktion ist auf Reibungs-, Vibrationsrespektive
Resonanzarmut ausgelegt. Eine Masterclock sowie ein sogenannter differentialer „Leitungstreiber“ sollen für jitterame Signalverarbeitung sorgen. Damit nicht genug wird das bei Bedarf
auch mit mehrfacher Geschwindigkeit ausgelesene Signal in einem Read-Ahead-Buffer zwischengespeichert und von dort ausgelesen. Das kennt man sonst eher von erschütterungsgefährdeten Mechanismen etwa bei tragbaren CD-Playern oder Autoradios, es sorgt für eine gute Wiedergabe auch verkratzter Silberlinge, aber ebenso eine optimale Entkopplung von mechanischen Bewegungen, auch wenn es dabei letztlich nur um wenige Musiktakte, sprich Sekunden geht. Zudem lässt der CDT das Abspielen von CD-R/RW und darüber hinaus über eine rückseitige Buchse die Wiedergabe von FAT12/16/32-formatierten USB-Datenträgern gängiger Codecs zu, das reicht von MP3 über WMA bis WAV, umfasst
also auch verlustfreie HD-Tracks. Das imposante IPS-LCD-Display informiert gestochen scharf und in Farbe über Systemeinstellungen, Format, Track-Details und mehr.
Da der CDT mit „überschaubaren“ 1.200 Euro zu Buche schlägt, eben weil hier kein gegebenenfalls redundanter DAC verbaut wurde und entsprechend auch nicht mitbezahlt
werden muss, dürfte selbst derjenige in Versuchung kommen, der die CD mangels riesiger Bestände nicht unbedingt zu seinen Lieblingsmedien zählt. Audiolab hält neben der akribischen Auseinandersetzung mit DAC/Streaming die CD-Fahne traditionell hoch, was sich im 6000er-Laufwerk als Einsteigerlösung ebenso äußert wie in den verschiedenen 8000er-Abstufungen
bis hin zur „eierlegenden Wollmilchsau“ 8300 CDQ, den ich nach dem Test einst sogar erworben habe, weil er für rund 1.500 Euro einen hochleistungsfähigen CD-Player, MQA-fähigen DAC und rudimentäre Vorverstärker-Funktionen auf einmal beinhaltete und damit ausstattungsseitig Maßstäbe setzte – und natürlich sehr gut klingt!

Weniger gut
Wer sich nicht ärgern möchte, weil die Fernbedienung nicht oder anders reagiert als gewollt, sollte übrigens beide mitgelieferte Systemfernbedienungen in Betrieb nehmen
und die eine auf „AMP“, die andere auf „CD“ voreinstellen und womöglich entsprechend beschriften. Insbesondere, dass die Lautstärkefunktion beispielsweise nicht reagiert, wenn man den Geber auf „CD“ eingestellt hat, ist ärgerlich bis – sorry –dämlich und passt nicht zum ansonsten wirklich hervorragenden Gesamteindruck dieser Komponenten. Das können ja selbst
Sat-Receiver und TV unterschiedlicher Provenienz besser. Im kleinen STEREO-Hörraum punktete die neue Kombi dann genau so, wie man es von Audiolab erwarten darf.

Thelma Houston legte sich mit „I’ve Got The Music In Me“ (Sheffield) mächtig ins Zeug, wobei die Akkuratesse des rhythmisch enorm treibenden Stückes besonders gefiel, während beim legendären Bill Ramsey an DALIs hervorragender Standbox Epicon 6 die naturalistische Darstellung der überaus charakteristischen Jazzstimme angenehm ins Ohr sprang. Beide stehen wie fest gemeißelt in der Mitte fokussiert zwischen und lösen sich zudem sehr schön von den Lautsprechern. Zudem waren beide in den 80er-Jahren zu Recht gern gehörte Vorführ-Alben in HiFi-Studios und dürfen 40 Jahre später auch wieder gespielt werden, denke ich. Kraft und Herrlichkeit der neuen Audiolab-Kombination offenbarte mit ausgeprägter Räumlichkeit schließlich „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss unter Georg Solti, die mir als Japan-Pressung vorlag und mich nachdrücklich daran erinnerte, nochmal das filmische Meisterwerk „2001“ anzuschauen. Hier sind bekanntlich mit die tiefsten Töne und heftige Paukenschläge der klassischen Musik vereint und werden so zum Prüfstein jeder Anlage.
Dynamisch ebenfalls eine Herausforderung stellt Chuck Mangiones bekannter Soundtrack „Children Of Sanchez“ dar. Wiederentdeckungen machen Freude! Das unbestechliche Timbre der Audiolab-Geräte macht immer wieder klar, dass man kein Vermögen ausgeben muss, um mit besonders gelungen realisierten und abgestimmten Komponenten einzigartige und
nachhaltig wirkende Musikerlebnisse realisieren zu können. Sowohl der Amp als auch das Laufwerk – an den Verstärker-DAC oder auch extern angeschlossen – erwiesen sich jeweils als Highlights ihrer Klasse. Dass sie darüber hinaus optisch punkten, darf man auch nicht vergessen. Der 9000A liefert ein „schnelles“, aufgeräumt-transparentes und superb tiefengestaffeltes wie weiträumiges Klangbild mit souveränem, konturiertem Fundament. Der Bass ist dabei sowohl in der Beweglichkeit leichtfüßig wie im Punch druckvoll – wie die wenigsten Profiboxer im Schwergewicht. Ihm geht nicht so schnell die Puste aus, auch an schwierigeren Lasten nicht. Kurzzeitig soll er auch zwei Ohm verkraften, das haben wir allerdings nicht ausprobiert. Jedenfalls arbeitet er sich hochmusikalisch und temperamentvoll sowie erzstabil durch die Partituren der verschiedensten Musikrichtungen. Man möchte fast sagen: Er geht empathisch und emotional an die Arbeit, ohne wie manch ein anderer Verstärker wählerisch zu sein. Stimmen, Drums, natürliche Instrumente oder auch mal Yellos imposante Phasenspielereien? Alles nicht nur kein Problem, sondern mitreißend.

Drehscheibe
Dem zugehörigen Laufwerk attestieren wir hiermit gerne eine ausgeprägte Neutralität und Laufruhe. Dass auch ein Transport, wie man „neudeutsch“ sagt, zum klanglichen
Endergebnis beiträgt, gilt für uns als seit Jahrzehnten erwiesene Alltagserfahrung, auch wenn dieser Beitrag etwas kleiner ausfallen mag als der des Digital/Analog-Wandlers
samt Ausgangsstufe. Es werden gar nicht mehr viele Stand-alone-Laufwerke angeboten, woran man die zumindest in der „neuen Welt“ stark nachlassende Nachfrage nach der CD erkennen kann.Der Audiolab setzt hier für seine 1.200 Euro womöglich keine ganz neuen Maßstäbe, ist aber von ganz exzellenter Güte und wird von keinem anderen Kandidaten
im bezahlbaren Angebotsbereich übertroffen. Man darf ja auch getrost annehmen, dass Audiolab den aktuellen Wettbewerb eingehend studiert hat. Die technologischen Maßnahmen zur
Klangoptimierung, mechanisch oder auch seitens der präzisen, jitterarmen Masterclock, zahlen sich aus. Ich würde ihm meine CDs jederzeit anvertrauen, und STEREO-Leser
wissen, dass die CD mit rund 6.000 Stück meine meistgehörte Quelle ist und mutmaßlich auch erstmal bleibt. Und im Verbund mit dem ESS Sabre im 9000A erreicht das Duo sehr hohe audiophile Sphären, die selbst anspruchsvolle Musikhörer zufriedenstellen dürften. Auch wenn der Wettbewerb im Verstärkersegment um 2.000 bis 2.500 Euro mit unter anderem Cyrus,
Denon und Exposure in Sachen Klangqualität und/oder Ausstattung sehr, sehr stark besetzt ist – der neue Audiolab hält mit. Klammert man die vermeidbare Petitesse mit der Fernbe-dienung aus, ergibt sich eine klare Kaufempfehlung, denn das Gespann erarbeitet sich neben seiner vielfältig-flexiblen Einsatzmöglichkeiten, die es nicht zuletzt auch der Universalität des Verstärkerkonzeptes verdankt, zudem eine besondere Preiswürdigkeit. Sowohl der Vollverstärker als auch das Laufwerk zählen unterm Strich zweifellos zu den ausstattungsseitig wie klanglich besten Angeboten, die man fürs Geld – zusammen 3.500 Euro – kaufen kann. Die „Schippe“ mehr gegenüber der schon ganz ausgezeichneten Baureihe 8300 ist in der Tat hör- und spürbar, ohne dabei seit Langem bewährte Tugenden zu vernachlässigen oder gar zu verlassen. Das dürfte nicht nur hartgesottene Fans der britischen Traditionsmarke freuen
und manche gar zum Aufsteiger machen, sondern hat auch das Zeug, die Fanbasis zu erweitern. Kompliment!

Und hier geht´s zu den deutschen audiolab Seiten: https://www.audiolab-deutschland.de/produkte/9000-serie

Die 9000er Serie im Shop: https://www.audiolust.de/search?sSearch=audiolab+9000