LIKE HIFI: Das Audio Test Magazin durfte als Erster die neue Platina Serie von Quad testen. Wir finden die Neuen genial! Aber lest selbst:

„Bis auf die letzte Sekunde haben wir diesen Test getaktet: Quad vertraute uns den Vollverstärker aus der neuen Platina-Serie zum Exklusivtest an – mit harter Zeitvorgabe aus der Firmenzentrale. Eine Ehre für uns. Noch wichtiger: Das ist ein klingender Glücksbringer aus Good Old England. Robin Hood hat die Kronjuwelen gestohlen. Wir wünschen viel Spaß mit diesem weiteren Likehifi.de Online-Exklusiv-Test.

Kämpferherz im Maßanzug

Quad? Das sind doch diese Motorräder mit vier Reifen und den dicken Rädern? Fast, wir sind ein HiFi-Magazin und haben mit diesen Spaßmobilen nichts zu schaffen. Aber mit einem anderen Spaßbringer, der auch Quad heißt – eine britische High-End-Schmiede mit langer Tradition.

Mitten im Zweiten Weltkrieg traute sich Peter Walker die Verwirklichung seines Traumes zu. Er gründete in London die „Acoustical Manufacturing Company“. Als die Bomben die Hauptstadt erreichten, siedelte die Firma nach Huntingdon um – dort existiert sie noch immer, dort schlägt auch mit vielen anderen Marken das Herz des britischen High-Ends.

Was aber die Frage nach dem Namen nicht beantwortet. Den fand Peter Walker erst 1949 mit seinen Röhrenverstärkern – „Quality Unit Amplifier Domestic“. Kann man sich merken, muss man nicht. Wichtig ist die Kernbotschaft: Quad gilt auf der Insel als Ikone, im High-End vergleichbar allenfalls mit den Kronjuwelen.

Dann muss die Quad-Elektronik auch überaus teuer sein? Jein: Die Neuauflage des Quad 3-Vollverstärkers liegt beispielsweise bei 1.490 Euro. Das ist human, angesichts einer Kultmarke und aller modernen Zugaben wie Phonoplatine und internem Digital/Analog-Wandler. Verkauft sich zurecht wie das berühmte, geschnittene Brot.

Aber Quad kann auch das ganz große, preisintensive Gedeck. Vorgestellt hat es der deutsche Quad-Vertrieb IAD GmbH auf der HIGH END Messe zu München. Die Fans strömten in die Räume, legten die Hand auf und fragten laut nach den Bestellbüchern. Die es nicht gab. Quad schwieg und begnügte sich mit einem „coming soon“.

Von höchster Stelle abgesegnet

Was uns besonders ehrt. Denn wir sind die Ersten unter den Fachmagazinen. Dies ist der Exklusivtest im deutschsprachigen Raum und von höchster Stelle fast auf die Stunde für unseren Start am Kiosk und hier auf Likehifi.de abgesegnet.

Klingt nach einem Besuch von König Charles persönlich. Was aber nicht stimmt. Die Ästhetik der neuen Quad Platina-Serie ist ebenso wenig plüschig wie die Preise royal sind. Wir stehen vor einem Trio: Im Zentrum ein Vollverstärker (Quad Platina Integrated), dann ein Streamer (Quad Platina Stream) und flankierend ein reines CD-Laufwerk (Quad Platina CDT).

In Einzelpreisen und der Reihe nach: 4.199, 3.599 und 1.890 Euro. Wir hatten sie als komplettes Trio, fixieren uns aber bewusst auf den Vollverstärker, der sicher die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er ist das Herzstück der Kombi – und wir haben ihn im exklusiven Test.

Weltklasse im Trend

So sehr Quad das eigene Bild vom Robin Hood der Branche pflegt, mit zumeist „Heritage“-Design-Bausteinen, so zukunftsgewandt kommen die Platinas daher. Der „Integrated“ ist ein Machtwort von Vollverstärker und rund 17 Kilogramm schwer.

In alten Tagen gab es Knöpfchen überall. Die braucht der Quad Platina Integrated nicht – alle Feineinstellungen sagt mir das Display, das ist ein Heer an Optionen. Die ich aber im audiophilen Sinne auch ignorieren kann und das Signal maximal unangetastet durch die Class-A/B-Schaltung jagen darf.

Klar brauche ich einen großen Drehknopf für die Lautstärke, das schafft ein vertrauenserweckendes Tresor-Gefühl. Aber das Display bietet weit mehr als nur den Dialog für die Feineinstellungen – ich kann darauf zwei VU-Meter beamen, als wäre es ein Oldie aus den 1970er-Jahren. Natürlich in Farbe und hoher Auflösung. Macht wirklich etwas her, im Rack, auf dem Sideboard. Eine Inszenierung von Weltklasse und voll im Trend.

Was auch auf die Rückseite zutrifft. Ein Vollverstärker in unserer Zeit muss mehr können, als die kleinen Cinch-Signale auf höhere Voltzahlen an die Lautsprecherklemmen zu bringen. So lockt der Integrated auch die noch kleineren Stromflüsse vom Plattenspieler an – nicht nur in MM, sondern auch in MC-Sensibilität. Also: Jeder, wirklich jeder Vinyldreher, kann hier ohne eine externe Phonostufe angeschlossen werden.

Dann ein Aufgebot an Digital-Eingängen. Ich kann einen alten CD-Player anschließen oder auch direkt von meinem PC oder Mac hinein. Hier verbauen die Konkurrenten nette, aber leichtgewichtige Digital/Analogwandler. Quad hingegen gönnt sich und seinen Fans einen ES9038Pro vom Weltmarktführer Sabre. Der rastert in 32 Bit und kommt bei PCM auf bis zu 768 Kilohertz. Natürlich wird auch DSD bis 512 gewandelt.

Muss man alles nicht studieren. Aber der praktische Vorteil ist immens: Einfach ankoppeln, streamen – und wissen, dass es keine Grenzen gibt. Was auch auf die Zukunft zutrifft. Dieser Vollverstärker bietet Datenraten, die vielleicht in den Tonstudios angewandt werden, aber noch längst nicht im Markt der Heimanwender angekommen sind.

Mächtiger Mono-Doppel-Aufbau

Was wir als Kenner noch an der Rückseite sofort sehen: Der Hauptschalter für den Strom liegt in der Mitte, ebenso der Anschluss für das Stromkabel. Die massiven Lautsprecherklemmen jeweils ganz außen. Das ist ein starkes Zeichen für einen doppelten Monoaufbau. Liebe Kinder, nicht nachmachen: Ich könnte diesen Verstärker auch mit der Flex in der Mitte tranchieren – die Stromaufbereitung und die Signalwege liegen im Inneren absolut symmetrisch. Das ist die höchste Spitzenklasse im Weltmarkt.

Oder haben wir uns getäuscht, wurden wir gar getäuscht? Nein, wir greifen zum Schraubenzieher und blicken in den Integrated hinein. Das ist wirklich ein Fest der Werte und der Architektur. In der Mitte ein sehr großer Ringkerntrafo – das ist der Gewichtbringer der Konstruktion, dann die Kraftaufbereiter an den Seiten mit direktem Kontakt zu den Kühlrippen.

Auch ein Streamer im Angebot

In der Summe von Denkarbeit, Aufwand und Verarbeitung sind 4.200 Euro mehr als fair bemessen. Das sagen wir, ohne auch nur einen Ton gehört zu haben, kommt aber gleich. Zuvor noch die Frage nach dem Familientrio. Natürlich will ich nicht immer meinen Rechner laufen lassen und die High-Res-Files per USB zufüttern. Deshalb gibt es in der Platina-Serie auch einen Streamer. Dessen Display ist baugleich zum Integrated aber primär für die Anzeige der Cover geschaffen.

Hier erweitere ich auch den Funktionsumfang massiv. Die App ist stark in ihrer intuitiven Vielfalt. Hier hole ich Spotify, Tidal, Qobuz und viele weitere Anbieter in mein Wohnzimmer – natürlich in High-Res. Auch kann ich meine private Sammlung auf dem NAS andocken. Im Kern ist der „Stream“ keine Option, sondern für die moderne Musikwelt eine Pflicht. Abermals gesegnet mit der Chance zum Upgrade per Software und damit weit in die Zukunft ausgerichtet.

Quad Platina Stream
Mit dem Quad Platina Stream holen wir uns die Welt des Streamings ins Haus oder greifen auf hauseigene Musikspeicher zu. (Bild: Auerbach Verlag)

CDs rotieren getrennt

Eher eine Option hingegen ist das CD-Laufwerk. Brauchen natürlich nur jene Menschen, die vor CD-Wänden in ihrer Bibliothek stehen (und die Silberscheiben noch nicht gerippt haben). Aufgepasst: Das ist eben kein CD-Player, er kann als reiner „Transport“ nicht für sich allein klingen. Ich brauche den Kontakt zu einem externen Wandler.

Hier kann/muss ich die Eingänge des Stream suchen oder gleich direkt in die Platine des Integrated. Funktionierte bei unseren Silberscheiben perfekt. Da gibt es auch einen immensen klanglichen Vorteil: CDs rotieren und können in den Vibrationen die digitale Wandlung stören. Verteile ich den Prozess auf zwei getrennte Gehäuse, legt die Klangqualität deutlich zu.

Eine Zahl haben wir noch nicht genannt: Was kann denn der Vollverstärker an Watt stemmen? Das war einmal der Fetisch in den 1970er/80er-Jahren. Heute wissen wir, dass reine Watt-Potenz allein nicht alles über die klanglichen Finessen aussagt. Die Profis philosophieren hier gern über „Stromlieferfähigkeit“. Muss den Integrated alles nicht interessieren, er ist hochpotent.

Den Lautsprecher, den er nicht antreiben könnte, gibt es nicht. Ich habe 200 Watt an 8 Ohm oder je nach Lautsprechermodell 300 Watt an 4 Ohm. Da darf ich mir gern mannshohe Boxen mit zwanzig Chassis zulegen und am besten noch ein Eigenheim ohne Nachbarn dazu. Unserem Hörteam waren beim Test andere Werte wichtiger.

Quad Platina CDT
Der Quad Platina CDT ist ein reiner Transport. Er braucht also unbedingt einen DA-Wandler an seiner Seite. (Bild: Auerbach Verlag)

Der Hörtest: Luxusklang

Traurige Geschichte, großartige Wendung: Die Sängerin Stephanie “Stevie” Nicks und der Gitarrist Lindsey Buckingham schlugen sich mit schlecht bezahlten Jobs durch – Anfang der 1970er Jahre. Das gemeinsame Debüt-Album war zwar nicht wirklich ein Flop, aber auch kein Kassenschlager. Doch es hörte Mick Fleetwood, die Fans kennen die Geschichte, die Fleetwood Mac neues Leben brachte.

Anyway – das Debüt-Album ist wieder da, im Luxusklang von 24 Bit und 192 Kilohertz (siehe Review auf Seite 96). Natürlich dominieren die Gitarrensaiten. Die haben über den Quad Integrated enorme Strahlkraft, es flirrt vor den Ohren. Da ist dieser elegante Mix aus Brillanz und viel Körper – der Korpus der Gitarren, die Präsenz der Singstimme. Wenn bei „Long Distance Winner“ die E-Gitarre einsteigt, dann gibt es kein Halten mehr.

Das können andere Vollverstärker auch, aber dieser besondere Edel-Touch von Quad ist hier greifbar. Es liegt an dem großen und großartigen Peter Comeau, der über den Sound aller IAD-Marken wacht. Das ist ein Imperium, das aber preislich eben gern den Robin Hood gibt. Der starke Lautsprecherhersteller Wharfedale ist darunter. Hier hat Peter Comeau einmal 85 Versionen einer Weiche für nur ein neues Modell bauen lassen. Mit der gleichen Akribie und ehrlichen Hörleistung ist auch die Quad Platina-Serie entstanden.

Jetzt aber einmal Gas geben – kann der Quad Platina Integrated Vollverstärker auch heftige Pegel und echten Tiefbass? Yello geht hier immer, „Oh Yeah“ beginnt mit freundlichem Vogelzwitschern, dann hebt das Dach ab. Das Schlagzeug peitscht, noch brachialer ist aber der Bass, hell und kantig. Da habe ich schon einige Verstärker am Rande des Nervenzusammenbruchs erlebt.

Der Platina nimmt es wie eine Fingerübung. „Touch“ sagen die Engländer, hier ist es wirklich eine Berührung, nicht nur des Trommelfells, sondern des kompletten Körpers, von den Fußspitzen bis zu den Lungenflügeln.

Schwer zu überbieten

Zum Finale Klassik, mal ebenso großformatig. Auf der anderen Seite der Innenstadt liegt von unserem Verlagsgebäude aus Johann Sebastian Bach in der Thomaskirche bestattet. Zu Lebzeiten war er nicht nur Komponist, sondern auch Orgelsachverständiger. Er musste reisen und testen. Manche Wissenschaftler sagen, sein berühmtestes Orgelwerk ist so eine Testmusik, die Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 565). Kennt jeder.

Wieviel Luft hat die Orgel, wie schnell sind die Tasten und Seilzüge? Für uns heißt es: Wann beginnt der Verstärker zu ächzen, wann wird die Dynamik eindimensional? Wir hatten viele Konkurrenten in unserem Hörraum, die Souveränität des Platina Integrated ist schwer zu überbieten. Sofort ist der Raum der Kirche abgesteckt, da flirrt die Luft, da bebt die Erde bei den tiefen Pfeifen im verminderten Septakkord.

Dazu aber immer dieser Kick, der Informationen weit vor die Lautsprechermembranen stellt. Muss ich mir jetzt extra große Lautsprecher zulegen? Ich kann es, aber ich muss es nicht. Der Zauber gelingt auch bei feinen – hochwertigen – Kompaktlautsprechern. Aber ehrlich? Mit einem Sportwagen will man auch auf die Autobahn und Gas geben.

Platina Integrated: Preis und Verfügbarkeit

Den Quad Platina Integrated Vollverstärker gibt es zum Preis von 4.199 Euro (UVP) beim Fachhändler zu kaufen. Farbausführungen: Schwarz und Silber.“

Wie immer der Link zum Original-Test: https://www.likehifi.de/test/test-quad-platina-integrated-stereovollverstaerker/

Alle Infos auf den deutschen Quad-Seiten: https://www.quad-highend.de/produkte/platina

Der Vollverstärker im Shop: https://www.audiolust.de/Quad-Platina-Integrated-Black/QH-PINTbl