EAT E-Glo Petit 2 - der "Kleine" im MINT-Test

Wer es nicht kennt, MINT ist Deutschlands größtes Magazin für Schallplatten-Sammler und Vinylfans. Hier findet ihr Stories, Reviews und Tests rund um Vinyl und HiFi. Bernhard Rietschel von ebendiesem MINT Magazin ist tief in den neuen EAT E-Glo Petit 2 eingetaucht und hat diesen Phone-Vorverstärker ausgiebig getestet. Hier sein Statement:

„Mit vielfältigen Einstellmöglichkeiten und schickem Design triggert der „kleine“ EAT-Phono-Vorverstärker den Kaufreflex. Der Preis wirkt angesichts des hier betriebenen Aufwands mehr als angemessen. Was der E-Glo alles kann und vor allem, wie er klingt, finden wir auf diesen Seiten heraus.
EAT E-Glo Petit 2 PHONO VORVERSTÄRKER
EAT steht für European Audio Team. Tatsächlich sitzt nicht nur das Hauptquartier und die Entwicklung der Firma in der Slowakei. Auch die Fertigung passiert je nach Modell hier oder im Nachbarland Tschechien. „Made in EU“, wie es auf der Rückseite steht, ist auf jeden Fall zutreffend. „Made with love“ könnte man noch dazuschreiben, denn der E-Glo Petit gehört sowohl in Design als auch Finish zum Hochwertigsten und Schicksten, was man in dieser Preisklasse finden kann. Und das, obwohl die neue, überarbeitete Mk2-Version die hochglanzlackierten
Wangen aus Makassarholz verloren hat. Dafür bestehen jetzt die Oberseite und Seitenteile des Geräts aus dicken, fein geschliffenen und gefrästen Aluplatten ohne sichtbare Schrauben. Auch das elektrische Innenleben soll profitiert haben, etwa durch eine verbesserte Heizstromversorgung der beiden Röhren. Richtig: Der Petit beschäftigt Röhren. Doppeltrioden des
Typs 12AX7, deren Systeme jeweils die RIAA-Entzerrung und die Ausgangsverstärkung bewerkstelligen. Die Eingangsverstärkung besteht dagegen aus Halbleitern, wenn auch sehr feinen: Je Kanal hebt ein Quartett rauscharmer Einzel-JFETs die superleisen Ströme behutsam aus der Bedeutungslosigkeit. ICs finden sich nirgends im Signalweg des EAT.
Die Einstellmöglichkeiten an der Petit 2 sind rekordverdächtig. Hier lassen sich Idealbedingungen selbst für wirklich exotische Ausnahmesysteme schaffen. Das beginnt mit dem Gain-, also Verstärkungsfaktor, der von 40 bis 70 Dezibel gleich sechsstufig wählbar ist. Jeder Schubs an dem zurückfedernden Knebelschalter hebt oder senkt die Verstärkung um einen 5-Dezibel-Schritt, eine LED-Reihe an der Frontplatte zeigt den aktuellen Wert an. Im gleichen Verfahren hebt und senkt man die Eingangskapazität, die vor allem für MM-Systeme relevant ist. Und dann gibt es noch zwei achtstufige Drehschalter für den Abschlusswiderstand. Dabei bietet der eine MC-typische, niedrige Werte von 10 Ohm bis 1,2 Kiloohm, der andere MM-spezifische zwischen 30 und 75 Kiloohm. Alle Werte sind frei kombinierbar, also etwa ein MM-Widerstand mit einem MC-Gain oder umgekehrt. So lässt sich etwa auch ein Denon DL-110 maßgeschneidert behandeln. Das System ist für typische MM-Verstärkungen zu leise, an MC-Preamps aber meist zu laut. Am EAT probiert man dann einen Wert in der Mitte, vielleicht
50 Dezibel. Und senkt dann den Eingangswiderstand deutlich unter die empfohlenen 47 Kiloohm. Vielleicht sogar auf die 1,2 47 aus dem MC-Sortiment. Klingt besser, geht anderswo aber meistens nicht. Ähnlich gelagert das alte Decca London, das auch lieber (hier mögliche) 36 Kiloohm sieht als die sonst unvermeidlichen 47. Oder – anderes Extrem – die leisen Grado
Statement MIs, die MC-Gain, aber hochohmigen Abschluss brauchen. Mindestens 90 Prozent aller Tonabnehmer sind weniger kapriziös, aber auch da lohnt sich ein Feintuning speziell von Abschlusswiderstand und -kapazität. Vor allem, wenn es so leicht mit den solide rastenden, leicht zu erreichenden Schaltern durchführbar ist. Ungeachtet der so erzielten Nuancen in die eine oder andere Richtung gibt es aber auch einen klaren Grundcharakter, der den Petit 2 auszeichnet. Den erkennt man nicht einfach, indem man den Preamp anschließt und ein paar Platten auflegt – dafür ist der EAT dann doch zu neutral. Die Persönlichkeit tritt aber zutage, wenn man andere Preamps zum direkten Vergleich danebenstellt. Diese Rolle spielte
hier der bewährte Lehmannaudio Decade, nur 200 Euro teurer und damit in direkter Nachbarschaft des EAT. Wer seine Entscheidung bereits aus Designgründen getroffen hat, muss jetzt nicht mehr weiterlesen: Beide Preamps arbeiten auf extrem hohem, in der Summe praktisch hierarchiefreiem Niveau. Es ist also nie wirklich ein Fehler, der nüchtern-funktionalen Lehmann-Linie oder der Steampunk-Eleganz des EAT zu verfallen und sich klanglich überraschen zu lassen. Mit One Drop Of Kindness von der tibetischen Sängerin Yungchen Lhamo unterm Thorens-MC TA 1500 verstehen es die Preamps, übers Design hinaus unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen. Der EAT besticht mit einem lebendigen, transparenten und sehr ausdrucksstarken Mittelton, von dem einerseits die Sängerin selbst, andererseits aber auch die zahlreichen Saiteninstrumente profitieren, die in der Produktion zu hören sind: Türkische
Cümbüş, arabische Oud, Gitarre und Banjo erhalten viel Eigenständigkeit und Klangfarbe, auch die gelegentlich eingesetzten Streicher erscheinen plastisch und mit edel-herbem Ton im Mix. Dynamikfans weisen aber darauf hin, dass der Lehmann den pulsierenden Percussion-Teppich, der das Fundament vieler Tracks bildet, noch müheloser abheben lässt. Da geht im Tiefbass noch etwas mehr, die Rahmentrommeln schnalzen knackiger, und am obersten Ende des Hörbereichs scheint das Firmament auch noch ein bisschen klarer zu funkeln.
Zurück beim EAT und anderen Platten entschädigt dieser mit seinem gefühlvollen Gesangsschmelz, holzigen Akustikgitarren und impulsiven, auch im aufbrausenden Fortissimo stets klar strukturierten Klavieranschlägen. Und: An sehr leisen MCs wie dem Ortofon SPU oder dem Linn Klyde rauscht der E-Glo Petit 2 noch ein bisschen weniger als sein deutscher Kollege, was die Universalität dieses Preamps noch steigert. Egal welchen Tonabnehmer man sich jetzt oder in Zukunft zulegt: Der EAT E-Glo Petit 2 wird das Beste daraus machen und dabei immer gut aussehen.“