Die „Audio Test“ hat sich intensiv mit der Wilson Benesch Discovery 3zero beschäftigt. Das Ergebnis wollen wir Euch nicht vorenthalten und deshalb gibt es ausnahmsweise mal den kompletten Test am Stück. Kein Klicken, kein Scrollen, einfach lesen und genießen…

„Der Wilson Benesch Sound wird gerne als dynamisch und elektrostatisch beschrieben. Bei uns feiert die britische Marke ihre Testpremiere und so wollen wir nachhören, welche Attribute wir diesen allein schon optisch beeindruckenden Lautsprechern auch klanglich hinzufügen können.“
Patrice Lipeb

„Anlässlich unserer AUDIO TEST Design-Lautsprecher-Ausgabe haben wir dieses Mal das Vergnügen, mit den Wilson Benesch Discovery 3zero die Grenzen von Form und Sound neu auszuloten. Uns erwartet nichts weniger als die Fibonacci-Formel zeitloser Schönheit, garniert mit etwas Weltraumtechnologie und Luxuskarossenflair. Gepaart mit einem Sound, der nach Vergleichsmomenten Ausschau hält. Und während sich die Discovery 3zero in unserem Hörraum im Leipziger Auerbach Verlag rund 100 Stunden warmlaufen, haben wir etwas Gelegenheit, die
Geschichte hinter den Fibonacci-Standlautsprechern zu beleuchten – die wohl italienischsten Lautsprecher, die jemals die Insel verlassen haben.
Der klangvolle Name dieser englischen High-End-Lautsprecher-Serie ist den Arbeiten des italienischen Mathematikers Leonardo Fibonacci entlehnt. Wie die Zahlen der Fibonacci-Reihe stehen
die High-Ender von Wilson Benesch in direktem Verhältnis zur Zahl Phi – besser bekannt als der goldene Schnitt. Getreu diesem der Welt innewohnenden Prinzip natürlicher Perfektion verfolgt
Wilson Benesch bei der Produktion seiner Lautsprecher-Giganten einen in der Tat ganzheitlichen Ansatz. Angefangen hat alles im Jahr 1989, und zwar mit einem Plattenspieler. Die Rede ist vom
sagenumwobenen A.C.T. One, dem weltweit ersten High-End-Plattenspieler mit superleichtem Subchassis und hyperbolischem Tonarm aus Kohlefaser

Perfektion und Kontrolle
Wilson Benesch fertigt für seine Hightech-Luxus-Audioprodukte so viele Komponenten wie nur eben möglich im eigenen Werk, mit Sitz im englischen Sheffield in South Yorkshire. In der
über dreißigjährigen Unternehmensgeschichte machten die Entwickler die Erfahrung, dass echter technischer Fortschritt der eigenen Marke nur dann zielgerichtet möglich ist, wenn Produkt-
Design und Produktion unter einem Dach vereint werden. Gemäß dieser Unternehmensphilosophie behält Wilson Benesch die volle Kontrolle über jedes noch so kleine Bauteil der Discovery
3zero. Angefangen beim charakteristischen Monocoque-Korpus aus Karbon-Faser, nebst ikonischem Standfuß und Spikes, über die patentierten Fibonacci-Hochtöner, sowie dem Tactic 3.0
Mitteltontreiber bis hin zum isobarisch angeordneten Tieftöner-Paar.

Bio-High-End-Lautsprecher?
Die Werkstoffe der neuesten Generation, die in Yorkshire unter dem Namen A.C.T. 3zero laufen, sind indessen das  synergetische Korrelat des internationalen Forschungsprojektes „SSuchy“.
Rund dreizehn Universitäten sowie zahlreiche mittelständische Unternehmen – allen voran Wilson Benesch – machten es sich zur Aufgabe, die Herstellung von Verbundwerkstoffen nachhaltiger zu gestalten. So werden für die Produktion des sogenannten Monocoque-Korpus nur natürliche Materialen verwendet. Im Fertigungsprozess kommt daher tatsächlich ein Bio-Harz zum Einsatz. Bio-Harz und natürlich der Hightech-Verbundstoff Karbon.

Zurück im Verlag nehmen wir uns etwas Zeit, um die High-End-Garanten aus Yorkshire aus der Nähe zu betrachten. Enzo Bauer vom deutschen Wilson-Benesch-Vertrieb IAD GmbH kam dazu sogar persönlich zu uns nach Leipzig, um den edlen Standlautsprecher mit aufzubauen und beim Set-Up zu helfen. Nach sachkundiger akustischer Einmessung des Raumes und Ausrichtung der Speaker im Verhältnis zur Hörerposition, bestaunen wir zweifellos angetan die angelieferten audiophilen Designobjekte. Die Optik der edlen 2,5-Wege Standlautsprecher dominiert eine organische Formsprache, die zu einem zeitlosen Industriedesign geronnen, die ewigen Gesetze natürlicher Schönheit bespricht. Anlehnungen an das Design europäischer Luxusautomobile (wie Lotus, Lamborghini oder Ferrari), die bis hin zur originalen Farbgebung reichen, sind indes kein Zufall. Überhaupt erinnern uns die Wilson Beneschs zunehmend an das Flair eines eleganten Sportwagens.

Wange an Wange
Die futuristische Gesamt-Konstruktion gleicht zunächst einem Kompakt-Lautsprecher, der auf ein maßgeschneidertes Stativ montiert wurde. Doch diese oberflächliche Betrachtung wird der ikonischen Bauweise der Wilson Benesch Discovery 3zero kaum gerecht. Der aus Aluminium und Stahl gefertigte Standfuß dient indessen zur Resonanzkontrolle der Lautsprecher. Als übergeordnetes Konzept der Bauweise dient das Prinzip der Punkt-Schallquelle, respektive der Monitorbox. Dementsprechend sind alle Treiber sehr nahe beieinander platziert, wobei sich der Hochtöner unterhalb des Tief-Mitteltöners befindet. Zur optimalen Schallführung und nicht zuletzt zum Schutz vor Staubpartikeln zieren Hoch- und Mitteltöner Fibonacci-Arabesken aus Karbonfaser und Nylon. Der hauseigene 3D-Druck macht es möglich. Die Kalotte des 25-Millimeter-Semisphere-Hochtöner ist sowohl von der Montageplatte als auch vom Antrieb entkoppelt. Dieses Konzept gewährleistet einen linearen Frequenzgang, nebst weitläufigerem Abstrahlverhalten. Ein akustisches Labyrinth in einer separaten Gehäusekammer absorbiert zudem rückwärtig abgestrahlten Schall. Das Zentrum der Konus-Membran des Mitteltöners fungiert dazu als akustisches Pendant. Die Konstruktion reduziert Partialschwingungen, um eine möglichst homogene Anbindung von Hoch- und Tieftöner zu generieren. Das Zweieinhalbwege-System gibt dem Tief-Mitteltöner zudem reichlich Spielraum. Die charakteristischen IDS-Tieftöner sind an der Unterseite des Chassis angeordnet. Sowie auf Wunsch vergoldet oder in Rhodium erhältlich. Wilson Benesch bemüht gerne die Analogie eines tanzenden Paares „Wange an Wange“, um das komplexe, sich gegenseitig befruchtende Zusammenspiel des Arrays zu beschreiben. Die kurzen Wege im Lautsprecher ermöglichen darüber hinaus den Einsatz von stark reduzierten
Frequenzweichen, die wiederum eine enorm schnelle sowie besonders wandlungsarme Signalübertragung zulassen. Die radikal reduziert aufgebaute Weiche trennt den Hochtöner explizit bei fünf
Kilohertz mit einem Hochpass zweiter Ordnung vom Tief-Mitteltöner, der bei fünf Kilohertz mit einem Tiefpass erster Ordnung einkoppelt. Die beiden Tieftöner schließen bei 500 Hertz mit einem
Tiefpass erster Ordnung auf. Die hochwertige Seidenkalotte des Hochtöners wurde mithilfe eines rückseitigen orthogonal verlaufenden Karbonfaser-Bogens verstärkt. Im Mittelton-und  Bassbereich kommen die bewährten drei 17-Zentimeter-Konustreiber mit strömungsoptimierten Körben zum Einsatz. Sie arbeiten isobarisch in weit geöffneten Volumina, die in außerhalb des Gehäuses in speziellen Reflexrohren münden. Der untere Bass-Treiber schließt gewohnt an der Vorderseite seines Chassiskorbes bündig mit dem eleganten Gehäuseboden ab, sodass das Chassis außerhalb des Korpus offenliegt.

Gönn Dir High-End!
Nach gut Einhundert Stunden Einspielzeit ist es dann endlich soweit und unser Set-Up steht. Den zwei Wilson Benesch Discovery 3zero Traumlautsprechern in der edlen, purpurnen Farbvariante „Belladonna Phantom Purple“ haben wir zwei absolut passende Spielgefährten an die Seite gestellt. Da hätten wir zum einen den vor Retrocharme und Power nur so strotzenden Prachtverstärker
Luxman L-507Z und zum anderen den Lumin T3 Netzwerkplayer. Die Elektronik gehört ebenfalls zum Vertriebsportfolio der IAD GmbH und diese High-End-Anlage kommt quasi direkt aus einer
Hand. In Summe bringt es das Set-Up auf rund 40 000 Euro. Die Lautsprecher liegen in der Grundausstattung (Premium Black) bei einem Preispunkt von 24 990 Euro (Paarpreis), in der uns vorliegenden Farbvariante bei 27 890 Euro. Sie merken schon, heute gönnen wir uns so richtig High-End! Übersichtlich steuern lässt sich der Lumin T3 mit der hauseigenen Lumin Remote App, die wir im App-Store herunterladen und in Minuten fix und fertig eingerichtet haben. Wir starten unseren Hörtest mit dem Titel „Bane“ vom Album „The Dream“ von Alt-J, um uns mit diesem hochaufgelösten Stück Gegenwartsmusik einen Überblick über den Möglichkeitsraum der Discovery 3zero zu verschaffen. Nachdem die leicht verzerrten Worte „cold and sizzeling“ über das Öffnen einer Getränkedose verklungen sind und sich der befriedigte Seufzer der Sprecherperson in eine Grotte aus dunklen Hallfahnen und Weite ergießt, schwappt aus der Tiefe ein repetitives Gitarrenthema von delikatem Ton und geradezu magischer Schönheit. Ein Basston wabert manifest im schleppenden Takt schweren Schlagwerks. Und die Chöre gehen…

Sofort haben wir das Gefühl, als würden wir durch die Musik in einen anderen physischen Raum katapultiert werden, der von transzendentaler Tiefe und episch, musikalischer Weite erfüllt
ist. Dann bemerken wir die überragende Trennung der einzelnen Instrumente und zahlreichen Stimmen im weitreichend nuancierten Klangbild. Allen voran verzaubert uns die sanfte Hauptstimme des Lead-Sängers Joe Newman, der dynamisch und variantenreich stets lässig und zurückgenommen bleibt. Überhaupt gewinnen wir den Eindruck, dass markante Stimmen der Discovery 3zero besonders gut anstehen. Wieder fühlen wir uns klanglich an etwas erinnert, dass sich wohl am besten mit Worten wie ewige Schönheit und natürliche Harmonie überschreiben lässt. Harmonie und Ausgewogenheit mögen uns weiter hin als Überbegriff für die ausladenden Sternstunden musikalischen Glücks herhalten, die uns die Wilson Benesch Discovery 3zero bescheren. Einem Designwunder, wie den High-Endern der Fibonacci-Reihe hätten wir durchaus mehr Eigenwilligkeit oder gar ein Paar ausgewachsene Allüren zugestanden. Doch das Konzept der natürlichen Harmonie und Ausgewogenheit, zieht sich wahrhaft wie ein roter Faden durch alle nur denkbaren Facetten der 2,5-Wege-Standlautsprecher. Schließen wir unseren Test mit dem
vocallastigen Remake von „Tom’s Diner“ der deutschen Pop-Rock-Band AnnenMayKantereit und Giant Rooks ab. Minimalistische Schnipser halten das Beatgerüst des schnoderrigen Vocal-
Arrangements zusammen. Eine Wurlitzer spielt einen spannungsvollen Akkord und nur wenige Momente später rollt ein ganzes Ensemble mit stylischen Grooves über den Super-Highway
des High-End-Segments. Auch mit blitzschnell nachgeschobenem, beinhartem Electro von Cabaret Nocturne mit dem Titel „Dance or Die“ gibt sich die Discovery nicht die geringste Blöße.
Wir sagen noch immer ganz verzaubert „thank you“ beziehungsweise „grazie mille“ und verneigen uns tief.

Fazit

Die Wilson Benesch Discovery 3zero verbinden überragendes Design mit den klanglichen Ansprüchen erster Güte. Nachhaltige Produktionsketten verbinden sich mit edlen Materialen zu einem
außerordentlichen Standlautsprecher, der nach Vergleichsmomenten sucht. Genau das Richtige für alle, die Musik im Flair eines hochklassigen italienischen Sportwagens genießen wollen.“

Vorteile

+ beeindruckendes Design,
+ brillante Verarbeitung
+ klanglich überragend
+ in jeder Musikrichtung zuhause

Nachteil

-keine